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Soldat Achim Gasper

Achim Gasper, 38 Jahre alt, Major der Bundeswehr, ist seit 2003 Soldat. Gebürtig im Ahrtal wohnte er bis zur Flutkatastrophe im vorigen Jahr auch dort. Achim verlor beim schlimmen Hochwasser nicht nur sein eigenes Haus, auch das Haus seiner Eltern und seines Bruders wurde zerstört. Das Haus seiner Großeltern wurde von den Wassermassen komplett mitgerissen und seine Oma verlor dabei ihr Leben. Die Schadensregulierung ist bis heute ungeklärt. Achim kämpft mit der Versicherung. Ein Dreivierteljahr nach dem Unglück weiß er immer noch nicht wie es weitergeht.

 

Für ihn persönlich bedeutet die Teilnahme an den Invictus Games 2022 den Neustart ins Leben.

Achim schenkt mir sein Vertrauen und beginnt zu erzählen: „Ich bin verheiratet. Wir erwarten unser erstes Kind und ich habe einen Hund … ja, die Reihenfolge ist richtig.” Er lächelt. Ich spüre trotzdem seine leichte Unsicherheit. Er ist wohl aufgeregt. Wir kennen uns bereits persönlich durch die Fotoshootings der letzten Tage. Ein Interview ist natürlich eine ungewohnte neue Situation für Ihn.

Invictus Games
Achim Gasper - deutsche Mannschaft Invictus Games 2022

Achim, warum wurdest du Soldat?

„Es gab damals noch die Grundwehrpflicht und mir hat es dort einfach gefallen. Also wurde ich Zeitsoldat - zunächst für acht, dann zwölf, dann siebzehn Jahre. Und schließlich wurde ich Berufssoldat. Ich mag die Teamarbeit, denn ich arbeite gerne zusammen mit Menschen. Ich kann mich hier immer weiter entwickeln. Ich liebe meinen Job!”

Invictus Games 2022
Achim beim Training und in seiner Konzentration
Freude und Entspannung beim Radtraining
Freude und Entspannung beim Radtraining

Wie kamst du ins Team für die Invictus Games?
„Während eines sechswöchigen stationären Aufenthaltes im Jahre 2018 erzählte mir ein Kamerad von seiner Erfahrung mit dem Team. Ich bekundete mein Interesse und mein behandelnder Arzt überwies mich in die Sporttherapie. 

Dort wird zunächst geschaut, ob man hineinpasst. Ziele werden gesetzt, welche dann natürlich erreicht werden sollten. 

Nach ungefähr einem Jahr war ich Teil der Mannschaft. Für mich war die Sporttherapie der erste Schritt des Weges zurück ins Leben. Ohne das Training und die Menschen wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin.” 

Achim tritt als Ruderer bei den Invistus Games an. Diese Sportart fordert ihn körperlich extrem heraus und trainiert zudem seine mentale Stärke.

 

Was macht das Training mit dir?

„Beim Vier- Minuten - Rudern beginne ich nach zwei Minuten mich Zuhause zu fühlen. Ich spüre mich und meinen Körper. Ich komme aus dem Tief, indem ich mir mental und körperlich oft nichts zutraue, heraus. Inzwischen trainiere ich seit knapp zweieinhalb Jahren. Ich habe mein Ziel vor Augen und weiß dass ich es erreichen kannDas macht mich richtig stolz! Da ich Ingenieur bin, schreibe ich meine Zielvorgaben in Exel - Tabellen. Habe ich ein Ziel geschafft, kommt in die Zeile ein Haken. Ziel erreicht ; weiter geht’s zum nächsten. Alle Ziele werden gemeinsam mit dem Betreuerteam der Sportschule Warendorf aufgestellt, geplant und umgesetzt.”

Achim beginnt mit seinem Rudertraining, Team der Invictus Games 2022
Achim beginnt mit seinem Rudertraining, Team der Invictus Games 2022
Alles geben beim Training
Alles geben beim Training

Was bedeutet dir das Team?

„Ein Teil der Mannschaft zu sein ist wie ein Ritterschlag für mich. Das Team ist wie ein Haus, wo das Dach schief ist, ein bisschen Wasser im Keller steht und die Fenster etwas krumm eingebaut sind. So sind auch wir - aber schön. Jeder kann sein wie er ist. Niemand muss funktionieren. Die Mannschaft ist wie ein „Safe Room“. Da gibt’s keine Hemmschwelle. Du darfst auch mal schwach sein. Wir sind alle gleich. Eine Familie.”

Familie und unser Safe Room, die Mannschaft
Familie und unser Safe Room, die Mannschaft

Achim spricht übers Schwimmern und meint, dass er das nur rückwärts kann, dafür aber sehr tief. Ich verstehe zuerst nicht, aber dann müssen wir beide lachen. Hört gerne ins aufgezeichnete Interview rein und ihr versteht was er meint!

Unser Gespräch während des Shootings habe ich aufgenommen und ich veröffentliche es hier. Zuhören ist ein wichtiger Teil meines Fotoprojektes „Gesichter des Lebens“. Ich schenke den Menschen Zeit und meine volle Aufmerksamkeit .

Achim ist eine feine, ruhige und sehr bedachte Person.

Wir kommen auf die verheerende Überschwemmung in seiner Heimat zu sprechen. „Diese Katastrophe hat mich auf viele Dinge neu blicken lassen, meinen Fokus neu und anders ausgerichtet. Dinge die vorher wichtig waren, werden heute unwichtig. Wenn innerhalb einer Nacht dein Leben weggewischt wird, sind dir deine Liebsten am wichtigsten.”

Soldat Thorsten Kardel - deutsche Mannschaft Invictus Games 2022

Ich frage zum Schluss nach Achim Gasper’s Wünschen. Er antwortet wehmütig:„Ich wünsche mir unser Haus zurück. Es war meine sichere Burg, mein Anker. Ich hätte am liebsten, dass es wieder so wäre, wie vor dem Unglück am 14.Juli 2021.”

 

Danke für deine Offenheit, lieber Achim! Du bist ein wunderbarer Mensch. Alles Liebe dir und deiner Familie!

Alle Teilnehmer ereilte zuvor das gleiche Schicksal. Sie erlitten während ihrer beruflichen Einsätze unterschiedlichste Beeinträchtigungen ihrer Gesundheit: körperliche Verletzungen, Traumata oder psychische Erkrankungen. Sie nahmen zur Wiedererlangung ihrer Zukunftsperspektiven an oftmals langjährigen therapeutischen Maßnahmen teil. Einen ganz besonderen Spirit sowie die Unterstützung des gesamten Teams spüre ich hier bei den vorbereitenden Trainingstagen in der Sportschule Warendorf. Ein besonderer Dank geht dazu auch an das Team der Sporttherapie wie Katja und Naif, dem Trainerteam und an Judith vom Team IG23. 


Vom 16.-22. April 2022 ist die Mannschaft dann im Zuiderpark von Den Haag und Ihr könnt noch mitkommen. Hier bei FUAV e.V. könnt Ihr noch schauen ob Ihr mitfahren könnt und die tolle Mannschaft vor Ort mit anfeuer und erleben könnt. 

Es schliesst sich für mich ein weiterer Kreis als Mensch und als Fotografin. Beim Fotografieren braucht es Empathie um Menschen zu berühren, zu verbinden, sichtbar zu machen. Mit meinem fotografischen Blick auf die Menschen, Soldaten, Veteranen gehe ich einen weiteren Schritt. Zu wissen das mein / unser Projekt "Gesichter des Lebens" dabei wächst, macht mich stolz, da ich die Menschen liebe und gerne fotografiere. Diese Mannschaft zu fotografieren, dieses Vertrauen zu ihnen wachsen zu lassen und mit meinen Fotos ihnen ein Stückchen Menschlichkeit zu schenken, macht es besonders wertvoll

 

Veteran sein heisst auch: Mensch sein. Sehen-Spüren-Fühlen. "Gesichter des Lebens" versucht dies sichtbar zu machen.

 

Die nächsten Wochen werdet ihr die einzelnen Shootings + Interviews hier als einzelne Beiträge finden, am besten immer auf dem Laufenden bleiben. Auch hier bei Instagram. Danke ❤️.


Ich möchte Danke sagen, an meine Herzensmenschen die mich unterstützen und tragen und mir immer wieder Tipps geben zu meinem Fotoprojekt. Danke an meinem geliebten Lebenspartner und an meinem Sohn.

Ein dickes Danke nach Kenia an meine liebste Freundin Iris, die sich verantwortlich zeichnet für die Texte. Danke an meine liebste Freundin Edda, die mich immer stärkt und mich unterstützt. Danke an Simone und Heike, meine Fotografinnen Gang und wunderbare Freundinnen und Frauen. Danke ❤️. 

 

Fotografiert wird mit Nikon Z7II und dem Nikkor Z 50mm F/1,2S und Nikon Z6II und dem Nikkor Z 85mm f/1.8S.

„Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.“

Hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, ich freue mich darauf. Danke!

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Kommentare: 4
  • #1

    Maike (Samstag, 26 März 2022 11:42)

    Hallo Daniela,
    was für ein tolles Portraits, die Fotos gehen ganz tief, danke. Habe mir die Fotos und das Interview komplett angeschaut und gehört. Ganz ehrlich ich habe noch nie etwas von den Invictus Games gehört. Nun habe ich noch mehr Respekt vor der Leistung der Menschen.
    Danke das Du sie sichtbar machst und Achim und seiner Familie wünsche ich alles Gute und sende viel Liebe.
    Liebe Grüsse Maike

  • #2

    Johannes Schmidt (Samstag, 26 März 2022 12:38)

    Liebe Daniela und lieber Achim ,
    was für eine wertvolle Arbeit von Ihnen als Fotografin und Ihnen als Mensch, Soldat. Ich habe mir eben als Vater eines Soldaten diesen Artikel angeschaut und Sie gehört. Danke dafür.
    Ich wünschen Ihnen Achim alles Gute, viel Erfolg in Den Haag und alles Liebe Ihrer kleinen Familie. Daniela an Sie ein Dankeschön für Ihr Projekt und diese anrührigen Fotos. Ich wünsche mir sehr, das Ihr Projekt ganz ganz lange läuft. Ich bin echt gerührt.

    Danke sagt Johannes Schmidt

  • #3

    Heike (Samstag, 26 März 2022 22:11)

    Wow ... jetzt muß ich erst mal ein paar Tränchen wegwischen, es hat es mich sehr berührt.
    Ich bewundere so sehr ihren Mut Achim. Und wie sie allen Stolpersteinen zum Trotz ihren Weg gehen. Und dabei ein so herzlicher Mensch sind.
    Und ich finde es fantastisch, daß Daniela ihre Fotografie, leidenschaft und bestimmt auch Liebe nutzt, um dieses tolle Projekt zu gestalten. Ihnen wünsche ich viel Erfolg in Den Haag und alles alles Gute Ihnen und Ihrer Familie, dass Sie bald wieder Ihr Zuhause aufbauen können.
    Die Bilder "berühren", sagen etwas aus ...

    Und unsere Soldatinnen und Soldaten haben es so verdient einmal Anerkennung zu bekommen.

    Danke, beste Grüße
    Heike

  • #4

    Daniela Skrzypczak (Dienstag, 29 März 2022 12:35)

    Liebe Mark, lieber Johannes und liebe Heike,
    ich danke Euch ganz lieb für Eure Kommentare und den Zuspruch zu unserem Projekt.
    Auch ohne Euch Besucher wäre es nicht das zu dem es wächst, einem guten Ort "für die die Menschen - Soldaten - Veteranen.
    Danke sagt Daniela