Marc Sojka, fünfunddreißigjähriger Oberstabsgefreiter der Bundeswehr, ist seit 2007 Soldat. Insgesamt war Marc viermal in Afghanistan im Einsatz gewesen. Im Jahre 2010 wurde bei ihm dann eine posttraumatische Belastungsstörung, PTBS, festgestellt. Im Anschluß versetzte ihn die Bundeswehr an die Sportschule der Bundeswehr in Warendorf zum Zentrum für Sporttherapie. Hier begann Marc in Zusammenarbeit mit den Ärzten, Therapeuten und Trainern sein beschwerlicher Weg zurück ins Leben.
Marc, warum wurdest du Soldat? „Meine zwei großen Brüder waren schon Soldaten. Eigentlich wollte ich zur Marine, auch wegen der schönen Klamotten. Aber der Personalplaner entschied damals anders und setzte mich als Bordschütze auf einem CH 53 GS Helikopter ein. Innerhalb eines Jahres habe ich den Antrag auf Verlängerung zum Soldaten auf Zeit für acht Jahre (SaZ 8) gestellt. Ich blieb bei der Bundeswehr. Der Zusammenhalt mit den Kameraden und das Gefühl eine Familie zu sein, das ist es.“
Marc ist ebenfalls Mitglied des deutschen Teams für die bevorstehenden internationalen Veteranen - Sportveranstaltung, Invictus Games, in Den Haag. „Als ich 2019 mit der sportlichen Vorbereitung für die Invictus Games begann, habe ich fast jeden Tag trainiert. Dann wurde wegen der Corona - Pandemie Den Haag immer und immer wieder verschoben. Ich war richtig deprimiert. Mein Training kam ins Stocken und ich hatte einen echten Hänger. Jetzt ist wieder volle Fahrt angesagt - jeden zweiten Tag Schwimmtraining, Ausdauersport und Fitness.“
Was ist das Besondere an dieser, deiner Mannschaft?
„Der Zusammenhalt! Wir halten einfach zusammen. Hier in der Mannschaft weiß jeder was der andere durchgemacht hat. Jeder kann mitfühlen und jeder von uns hat noch den gleichen steinigen Weg vor sich.“
Welche Sportarten trainierst du?
„Schwimmen 50 Meter Freistil Kraulen und dann noch Diskuswurf. Das Team der Sporttherapie hat mit mir gemeinsam diese Sportarten ausgewählt. Dann haben wir gemeinsam den Trainingsplan aufgestellt und die Ziele gesteckt. Jeder Schritt ist ein kleiner Fortschritt.“
Marc’s Augen leuchten auf beim Erzählen. Ich spüre förmlich seine tiefe Vorfreude auf die internationalen Wettkämpfe. Marc ist ein vorsichtiger, herzlicher Mensch der gerne lacht. Ich bemerke, dass es ihm während unseres Gesprächs immer leichter ums Herz wird. Seine anfängliche Scheu verschwindet. „Am Anfang warf ich den Diskus fünf Meter weit. Ich habe schon einmal fünfunddreißig Meter geschafft. Im Moment so zwischen fünfundzwanzig und dreißig Meter.
Ich bin baff. Wow, das ist eine krasse Steigerung! Ich sage: „Du kannst so stolz auf dich sein.“ Er ergänzt: „Ja, auf die letzten zwölf Jahre, seitdem die Probleme bei mir begonnen haben.“
Auf was freust du dich im Hinblick auf das Event besonders? „Auf das Feeling und die Kameraden aus den verschiedenen Nationen! Und das Family & Friends - alle kommen, um uns und die Wettkämpfe zu sehen. Vielleicht lerne ich andere Soldaten aus den USA, Schweden oder Norwegen kennen. Diese Nationalitäten kenne ich aus meiner Zeit in Afghanistan bereits.“
Was hat sich seit Beginn deiner Sporttherapie und mit der Aufnahme ins Team verändert?
„Ich bin wieder offener geworden. Meine Ängste sind weniger geworden. Ich kann ohne große Angst wieder unter Menschen, ich kann wieder einkaufen gehen. Das genieße ich sehr! Das Wichtigste in der Mannschaft ist das gemeinsame Lachen, sich zusammen freuen, wie zum Beispiel beim Fotografieren des Teams mit dir, Daniela. Ich konnte mich früher einfach nicht mehr freuen.“
Marc erzählt mir von seiner neunjährigen Tochter, die so stolz auf ihren Papa ist und von seiner Lebenspartnerin, die ihn sehr unterstützt. „Wenn ich abends einschlafe, dann haben im Traum die Invictus Games bereits begonnen :-) und ich bin eigentlich bereits in den Haag.“
Was möchtest du deinen drei Kindern für die Zukunft vermitteln?
„Nie den Kopf nie in den Sand stecken, dass es immer einen Weg gibt und dass man immer reden muss und kann. Ich musste das auch erst wieder lernen.“ Unser Gespräch während des Shootings habe ich aufgenommen und ich veröffentliche es hier. Zuhören ist ein wichtiger Teil meines Fotoprojektes „Gesichter des Lebens“. Ich schenke den Menschen Zeit und meine volle Aufmerksamkeit .
Unser Gespräch während des Shootings habe ich aufgenommen und ich veröffentliche es hier. Zuhören ist ein wichtiger Teil meines Fotoprojektes „Gesichter des Lebens“. Ich schenke den Menschen Zeit und meine volle Aufmerksamkeit .
Im Trainingsraum springt eine Lüftung plötzlich lautstark an. Wir schauen uns an und lachen. Nicht gerade die beste Geräuschkulisse für unser Interview. Wir entscheiden uns trotzdem weiter zu machen. Marc muss erneut lachen. Unser Gespräch tut ihm sichtlich gut.
Was wünschst du dir für deine Zukunft?
„Es soll so weiterläuft und nicht mehr bergab gehen. Nach vorne schauen, wie jetzt und dass ich in Den Haag meine beste Leistung abrufen kann.“
Danke lieber Marc unser Gespräch hat soviel Freude gemacht und ich bin dankbar für dein Vertrauen und wünsche Dir alles Liebe.
Alle Teilnehmer ereilte zuvor das gleiche Schicksal. Sie erlitten während ihrer beruflichen Einsätze unterschiedlichste Beeinträchtigungen ihrer Gesundheit: körperliche Verletzungen, Traumata oder psychische Erkrankungen. Sie nahmen zur Wiedererlangung ihrer Zukunftsperspektiven an oftmals langjährigen therapeutischen Maßnahmen teil. Einen ganz besonderen Spirit sowie die Unterstützung des gesamten Teams spüre ich hier bei den vorbereitenden Trainingstagen in der Sportschule Warendorf. Ein besonderer Dank geht dazu auch an das Team der Sporttherapie wie Katja und Naif, dem Trainerteam und an Judith vom Team IG23.
Vom 16.-22. April 2022 ist die Mannschaft dann im Zuiderpark von Den Haag und Ihr könnt noch mitkommen. Hier bei FUAV e.V. könnt Ihr noch schauen ob Ihr mitfahren könnt und die tolle Mannschaft vor Ort mit anfeuer und erleben könnt.
Es schliesst sich für mich ein weiterer Kreis als Mensch und als Fotografin. Beim Fotografieren braucht es Empathie um Menschen zu berühren, zu verbinden, sichtbar zu machen. Mit meinem fotografischen Blick auf die Menschen, Soldaten, Veteranen gehe ich einen weiteren Schritt. Zu wissen das mein / unser Projekt "Gesichter des Lebens" dabei wächst, macht mich stolz, da ich die Menschen liebe und gerne fotografiere. Diese Mannschaft zu fotografieren, dieses Vertrauen zu ihnen wachsen zu lassen und mit meinen Fotos ihnen ein Stückchen Menschlichkeit zu schenken, macht es besonders wertvoll.
Veteran sein heisst auch: Mensch sein. Sehen-Spüren-Fühlen. "Gesichter des Lebens" versucht dies sichtbar zu machen.
Die nächsten Wochen werdet ihr die einzelnen Shootings + Interviews hier als einzelne Beiträge finden, am besten immer auf dem Laufenden bleiben. Auch hier bei Instagram. Danke ❤️.
Ich möchte Danke sagen, an meine Herzensmenschen die mich unterstützen und tragen und mir immer wieder Tipps geben zu meinem Fotoprojekt. Danke an meinem geliebten Lebenspartner und an meinem Sohn.
Ein dickes Danke nach Kenia an meine liebste Freundin Iris, die sich verantwortlich zeichnet für die Texte. Danke an meine liebste Freundin Edda, die mich immer stärkt und mich unterstützt. Danke an Simone und Heike, meine Fotografinnen Gang und wunderbare Freundinnen und Frauen. Danke ❤️.
Fotografiert wird mit Nikon Z7II und dem Nikkor Z 50mm F/1,2S und Nikon Z6II und dem Nikkor Z 85mm f/1.8S.
„Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.“
Hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, ich freue mich darauf. Danke!
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Frank Fleischer (Donnerstag, 31 März 2022 08:53)
Es ist eine Freude diese Fotos und das Interview zu hören. Das Projekt ist so klasse das ich Gänsehaut habe, wenn ich die Fotos sehe. Daniela ich kann Ihnen nur danken und hoffe das sie ganz ganz viele Kameraden porträtieren. Das wir endlich gesehen werden. Marc wünsche ich für die Invictus Games viel viel Erfolg und der Mannschaft eine dufte Zeit.
Ich kann ihnen garnicht genug Dank sagen das Sie mit ihren Fotos, ihrer emphatischen Art diese Mannschaft in die Öffentlichkeit bringen.
Danke sagt Frank Fleischer