Ihr werdet die Abkürzung bestimmt mit der VolksHochSchule verbinden und natürlich habt Ihr damit auch recht.
In unserer heutigen Geschichte geht es um eine bestimmte VolksHochSchule, es handelt sich um die VHS Münster. Sie liegt in der Nähe des Doms in einem roten Backsteingebäude. Leicht verwinkelt, sehr groß und offen für alle Bürgerinnen und Bürger.
Die Chefin der VHS Münster ist die Direktorin Esther Joy Dohmen. Esther ist eine Powerfrau mit unbändigem Willen, irgendwie klar, dass wir Beide uns eines Tages begegnet sind. Zwei Frauen, die sich sofort verstanden haben 😊.
Esther‘s Ziel war es, zum 1. Veteranentag 2025 eine große Ausstellung in Ihren Räumlichkeiten durchzuführen. Gesagt, getan - kurze Zeit später saßen Jürgen und ich mit Esther und Vertretern der Stadt, Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge und der Friedensbewegung gemeinsam in Münster in einem Besprechungsraum zusammen.
Nach kurzer Diskussion und Austausch von Möglichkeiten, war der Plan fertig. Eröffnungsveranstaltung sollte der 04.06.2025 sein. Wir haben sofort mit den Planungen begonnen. Es wurde besichtigt, gemessen, überlegt und ein Konzept erstellt. Eine Etage sollte alleine den Invictus Games gewidmet werde, die andere Etage wollte ich in verschiedene Bereiche "Gesichter des Lebens" aufteilen. Insgesamt sollten die Bilder in 11 Kategorien dargestellt werden.
Ich erspare Euch die Aufzählung und möchte exemplarisch die Themen „Vereinbarkeit Familie und Beruf“, „Menschlichkeit“, „Unsere besonderen Herzensmomente“ und „Verletzbarkeit (seelisch - körperlich)“ hier nennen. Sehenswert sind sie aber alle.
Nachdem ich die Fotografien zusammengestellt habe, ging es mit Hilfe der Deutschen Härtefallstiftung, meiner lieben Frau Becker und der Soldaten- und Veteranenstiftung in die Umsetzung. Mehr als 130 Bilder aussuchen, bearbeiten, Grafik, Layout und drucken waren für die nächsten Wochen angesagt, dazu den Transport nach Münster planen und realisieren. Das alles war schon eine Herausforderung, aber es hat rechtzeitig geklappt.
Das Abenteuer „Gesichter des Lebens“ in der VHS Münster konnte beginnen. Esther war in der Vorbereitung allerdings auch nicht untätig gewesen.
Esther konnte den Oberbürgermeister Markus Lewe und den Standortältesten in Münster, Brigadegeneral Jens Arlt als Schirmherrn gewinnen. OB Lewe nannte unsere Ausstellung „einen wichtigen Beitrag zum Dialog zwischen Bundeswehr und Zivilgesellschaft. Münster sei nicht nur Ort friedlichen Miteinanders, sondern auch Heimat vieler Soldatinnen und Soldaten und Ihren Familien. Die Ausstellung macht ihre Geschichten mit Respekt und Menschlichkeit sichtbar.“
Was für Worte für unser Projekt. Danke Herr Lewe für diese Wertschätzung. Darüber hinaus konnte Esther das Deutsch-Niederländische Corps, das Friedensbüro Münster und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als Kooperationspartner gewinnen. Neben unseren Bildern sollte die Ausstellung mit Bildern von Hauptfeldwebel Andreas Steinkat ergänzt werden.
Daher möchte ich euch auch etwas zu Andreas sagen. Er war in mehreren Afghanistaneinsätzen gewesen und ist von dort mit einer schweren PTBS zurückgekehrt. Für ihn war und ist seine Kunst, es handelt sich dabei um DigitalArts und ist eine digitale Kunstform, eine Therapie, um als „Totalausfall“ zurück ins Leben zu kommen. Seine Bilder sollten in einem eigenen Abschnitt des VHS-Gebäudes ausgestellt werden.
Am 02.06.25 ging es endlich los. Wir, Jürgen und ich, machten uns auf den Weg nach Münster. Wir waren beide sehr aufgeregt und hatten großen Respekt vor den kommenden Tagen. Würden wir alles rechtzeitig fertigbekommen, würden sich Zuschauer dafür interessieren und kommen unsere Bilder bei den Teilnehmenden an? Das alles ging mir durch den Kopf und ich wusste, dass ich bald eine Antwort darauf bekommen würde. Nachdem wir angekommen und unser Auto abgestellt hatten, wurden wir von Esther sehr herzlich begrüßt. Wir drückten uns und wir spürten alle deutlich, dass hier was Großes passieren wird.
Aber zuerst die Arbeit und dann das Vergnügen, denn vor uns stand eine Palette Fotografie. Polypropylenplatten (PP-S) mit Brandschutzklasse B1, Grösse DIN A0 gedruckt da die Ausstellung als Wanderausstellung von mir nachhaltig konzipiert wurde.
Die Bilder mussten an die Wände, in der richtigen Reihenfolge und mit den richtigen Gesichtern. Esther packte selber mit an, half uns mit Ihrem Team wo sie nur konnte und so langsam wurde sichtbar, was ich geplant hatte. Egal ab es Jörg, der Kapitän der Invictus Mannschaft, Claudia, Herr Bodemann oder Herr Breuer waren. Sie alle fanden ihren Platz an den Wänden der VHS. Der erste Tag war geschafft. Hotelzimmer bezogen und ein gemütliches Abendessen mit Esther und Ihrem Ehemann war der Abschluss für uns.
Nächster Tag und es ging weiter mit den Vorbereitungen. Rahmen dran, Seile zum Aufhängen und Befestigungen an den Decken. Und schon hing das nächste Bild an der richtigen Stelle. Was soll ich euch sagen, wir wurden rechtzeitig fertig. Auf dem Rückweg entdeckten wir eine Mitarbeiterin, die ein Foto von Herrn Bodemann fotografierte. Es wirkte etwas heimlich und wir mussten schmunzeln, denn es war die Schwester des Bundeswehrgenerals. Natürlich kamen wir ins Gespräch und selbstverständlich habe ich beide fotografiert und ihr kennt euch denken, dass ich das Bild an Herrn Bodemann mit den Worten, „von der Großen an den Kleinen“, denn er ist der Jüngere der Beiden, gesendet habe. Mit einem grinsenden Smiley kam postwendend eine Antwort 😊.

Am Morgen des 04.06.2025, dem Tag der Eröffnung, konnten wir uns die Ruhe antun. Wir hatten alles getan und mussten jetzt nur noch auf die Eröffnung warten. Sie sollte gegen 18:00 Uhr im Forum der VHS beginnen. Und dann kamen sie so nach und nach. Neben Herrn Arlt, der die Festansprache halten würde, sollten die Bürgermeisterin Angela Stähler und der Sprecher des Kuratoriums der Soldaten- und Veteranenstiftung, Generalleutnant a.D. Bruno Kasdorf ein Grußwort halten.
Zu unserem Tischgespräch (Podiumsdiskussion) kamen Thomas Kroner, stv. Kapitän der IG 23, Claudia Schalling und Armin Witzak. Und dann stehen plötzlich Ronald Richter, Thomas Olesch-Rawers, Aki und Timo in der Türe. Was für ein Wiedersehen, was für eine Freude. Wir hätten fast eine kleine IG-Mannschaft aufstellen können. Timo, ihr könnt euch vielleicht an die Bilder erinnern, war der Unglücksrabe, der beim Einlaufen zum Sitzvolleyball auf einer nassen Stelle des Spielfeldes ausgerutscht ist und sich schwer verletzt hat, ist von Aki mitgebracht worden. So richtig ist er bis heute nicht genesen. Er braucht immer noch eine Unterstützung beim Laufen und Gehen. Es wurde sich geherzt, gequatscht und sich einfach nur über das Wiedersehen gefreut.

André Häusler, stv. Landesvorsitzender des Deutschen BundeswehrVerband West, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei und die evangelische Militärseelsorgerin Daniela Fricke komplettierten die besonderen Gäste.
Aber ihr wisst ja, die weiteren Anwesenden sind mir genauso lieb und ich habe mich über jeden Besucher riesig gefreut. Bei der Eröffnungsfeier wurde natürlich viel geredet, die Grußworte von Frau Stähler, Herrn Arlt und Herrn Kasdorf gingen unter die Haut und bei der anschließenden Podiumsdiskussion, die souverän durch Esther geleitet wurde, verschlug es einigen vor Emotionen die Sprache.
Die Geschichten von Thomas, seinen Weg aus der PTBS über die Invictus Games bis hin zu seiner Lebenspartnerin gingen genau so nahe, wie der Verlust von Freunden und Familie bei der Verwandlung von Patrick zu Claudia und Ihrer Verbindung zu Doro und somit zu Ihrem neuen Glück. Ich höre immer noch den Stolz in Ihrer Stimme, als sie Ihre Versetzung als Transgenderbeauftragte der Bundeswehr zum Zentrum Innere Führung verkündete. Armin erzählte dann zum Schluss, was ein kleines Bakterium namens Meningokokken bei Ihm angerichtet hat und wie vor allem das Schwimmen ihn geholfen hat. Gerade ist er zurück von den internationalen, deutschen Parameisterschaften wo er zweimal Silber gewonnen hat, meinen herzlichsten Glückwunsch.
Andreas Steinkat, stellte im Anschluss seine Bilder vor und wie er zu seiner Kunst gekommen ist und Herr Kasdorf und Frau Fricke erläuterten Ihre Sicht auf die Welt der Veteranen.
Dann endlich ging es in die Ausstellung, ach halt, vorher habe ich natürlich kurz erzählt, was in der Ausstellung zu sehen ist und es wurden zwei grosse Fotografien von „Gesichter des Lebens“ versteigert. So kamen 300.-€ für die Soldaten- und Veteranenstiftung zusammen. Danke an die Bieterinnen und Bieter.
Beim fotografieren 😊.
Jürgen und ich haben dann die interessierten Teilnehmer durch die Ausstellung geführt. Geschichten erzählt, die Porträtierten vorgestellt oder einfach nur Fragen beantwortet. Und Fotos gemacht, vor Ihren Fotos 😊.
Frau Fricke, Frau Stähler, Herr Arlt, Herr Nachtwei und Herr Kasdorf durften für Ihr Tun einen unserer Gesichter des Lebens Bildbände handsigniert mitnehmen und Her Arlt, der eine besondere Beziehung zur Mannschaft der IG23 hat, hat die Gelegenheit natürlich genutzt, mit unseren Gesichtern des Lebens ausgiebig zu reden.
Es war ein toller Abend. Danke an alle Menschen die dabei waren ❤️.
Müde, glücklich und zufrieden haben wir in der Nacht die VHS verlassen, mit dem Wissen, dass weitere Veranstaltungen im Juni und Juli in der VHS noch stattfinden.
Hier zu Eurer Info die Veranstaltungen:
Am 28.06.25 mit Dominik Wullers eine Buchlesung
Am 02.07.25 spielt das Luftwaffenmusikkorps im Innenhof
Am 10.07.25 mit den Herren Bodemann, Nachwei und Menke die Abschlussveranstaltung zu unserer Ausstellung
Ich werde selbstverständlich vor Ort sein und führe dann durch unsere Fotoausstellung. Ich freue mich einfach drauf.
Es schliesst sich für mich ein weiterer Kreis als Mensch und als Fotografin. Beim Fotografieren braucht es Empathie um Menschen zu berühren, zu verbinden, sichtbar zu machen. Mit meinem fotografischen Blick auf die Menschen, Soldaten, Veteranen gehe ich einen weiteren Schritt. Zu wissen das unser Projekt "Gesichter des Lebens" so gewachsen ist, macht mich stolz und dankbar. Es bestärkt mich darin, wenn Du etwas mit Leidenschaft und Liebe tust kannst Du alles erreichen.
Veteran sein heisst auch: Mensch sein. Sehen-Spüren-Fühlen. "Gesichter des Lebens" versucht dies sichtbar zu machen.
Ein dickes Danke an Jürgen der sich verantwortlich zeichnet für den Text und auch Fotografie. Es ist schön, wenn Ihr hier mit dabei seit. Danke. Ich möchte Danke sagen, an meine Herzensmenschen die mich unterstützen und tragen. Danke an meinem geliebten Lebenspartner und an meinem Sohn. Danke an meine liebste Freundin Edda, die mich immer stärkt und mich unterstützt.
Es ist schön, wenn Ihr hier mit dabei seit oder auch bei Instagram. Danke ❤️.
Fotografiert wird mit Nikon Z7II und dem Nikkor Z 50mm F/1,2S und Nikon Z6II und dem Nikkor Z 85mm f/1.8S
„Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.“
Hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, ich freue mich darauf. Danke!
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Mobbing.in.der.Bundeswehr (Mittwoch, 25 Juni 2025 20:28)
Vielen Dank für den Artikel. Er spiegelt das Erlebte wieder - vor allem auch die Vorgeschichte, wenn ich mich an die Gespräche vor Orte erinnere.
Diese Ausstellung ist atemberaubend und es ist sogar schade, dass sie nicht bleibt. Aus diesem Grund sollte jeder sich die Ausstellung ansehen, der die Möglichkeit dazu hat.
Es ist so wichtig, das die Geschichten in die Öffentlichkeit gehen und so für mehr Verständnis sorgen - da die Gesellschaft ein besseres Gefühl für den Beruf bekommt.
Es ist mir eine Ehre als Pate dieses Herzensprojekt zu fördern und zu unterstützen, wo ich nur kann.
Daniela (Donnerstag, 26 Juni 2025 11:19)
Lieber Ronald,
ohne dich wäre einiges nicht möglich gewesen .... danke �.
S. Roth (Donnerstag, 26 Juni 2025 14:52)
Liebe Frau Skrzypczak und lieber Herr Görlich,
ein dickes Lob an Ihr Projekt. Ich stand in der VHS vor diesen einmaligen Fotografien und habe so gedacht "wie einfach kann es eigentlich sein".
Diese Portraits der Menschen und ihre Geschichten dazu, rühren sehr und machen gleichzeitig nachdenklich. Und Sie haben absolut recht, die Uniform zählt überhaupt nicht. Menschen zu sehen, ihnen zuzuhören und Anerkennung zu schenken ist das Bindeglied unserer Gesellschaft.
Ich hoffe das ganz viele Menschen ihre Fotos sehen, Hochachtung vor Ihrer Arbeit.
Danke an die VHS in Münster das sie diese Fotoausstellung zeigen.
Danke das Sie es einfach tun.
Alles liebe Frau Roth