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Martin Schelleis, Inspekteur der Streitkräftebasis

Ich bin in Bonn, der ehemaligen Hauptstadt und immer noch der erste Dienstsitz einiger Ministerien.

Meine Adresse lautet: Fontainengraben 150 – Gebäude 650. Zuerst einmal aber Passwechselverfahren und Abholung am Kasernentor. In dieser Liegenschaft sticht ein Gebäude architektonisch hervor. Es ist die Pyramide, die noch eine besondere Rolle im Verlaufe des Tages spielen wird, umgeben von einem See mitten in der Kaserne.

 

Dort darf ich heute mein nächstes Shooting, für mich ein besonderes Shooting durchführen. Und wie ihr ja wisst, lass ich gerne meinen Gegenüber sich selbst vorstellen. „Mein Name ist Martin Schelleis. Ich bin Generalleutnant der Bundeswehr, Inspekteur der Streitkräftebasis und habe Frau Skrzypczak kennen gelernt, bei einer Veranstaltung hier auf der Hardthöhe.“ So stellte sich mein Gegenüber vor. Bei dieser Veranstaltung habe ich ihn spontan gefragt, ob er auch bei „Gesichter des Lebens“ mitmachen möchte und er hat sofort ja gesagt. „Zwischenzeitlich haben wir schon ein gemeinsames Tischgespräch im Museum Alexander König durchgeführt, was auch ganz erquicklich war, weil in einer angenehmen Atmosphäre Menschen die Möglichkeit gegeben wird, ihre Erfahrungen mit der Bundeswehr aus der Bundeswehr, insbesondere einschneidende Verwundungen … zu präsentieren,“ erzählt Herr Schelleis weiter.

Generalleutnant Schelleis beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Generalleutnant Schelleis beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Generalleutnant Schelleis beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Wenn man sich die Vita von Herrn Schelleis durchliest, wird man über die Vielfalt der Tätigkeiten etwas sprachlos. Schon das Studium über Wirtschaft und Organisationswissenschaften lässt mich nachfragen.

 

Ich sehe in seinem Gesicht, wie er in seine Vergangenheit zurückschweift. Wie sein Wunsch, Jetpilot zu werden, seinen Lebensweg bestimmt hat und er dieses Studium aus drei Angeboten, ausgewählt hat.

Für Ihn war klar, dass Studium hilft, am ehesten auf dem Weg zum Berufssoldaten und als Berufssoldat. Aber wie wird man denn nun Jetpilot, dazu war Herr Schelleis auf verschiedenen Lehrgängen weltweit unterwegs. Sie fanden außer in Deutschland auch in England und in den USA statt. Ziel war es, den Tornado zu fliegen und dazu war ein langer und bestimmt auch steiniger Weg notwendig, um mit Überschall durch den Himmel zu fliegen.

 

Irgendwie fällt mir beim Zuhören „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein …“ von Reinhard Mey ein, wenn ich mir die verschiedenen Manöver anhöre, die in der Luft geübt werden und ich fange etwas dabei an zu träumen und werde neidisch um diese Erfahrungen. Und allein ist man auch nicht.

Generalleutnant Schelleis beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Herr Schelleis spricht von „Wingman“ und „Leader“. „In Deutsch lässt sich das nur schwer übersetzen und auch nicht gendern!“ sagt er und muss selbst dabei lachen. Und das sich seit dieser Zeit vieles verändert hat und heute die Ausbildung mit Simulatoren beginnt, wird mir bei seinen Erzählungen deutlich. Und natürlich muss ich die Frage nach dem Frauenanteil unter den Jetpiloten stellen „Relativ gering … wir haben weniger als eine Handvoll Jetpilotinnen,“ sagt er.

Generalleutnant Schelleis beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Wenn man mit erfahrenen Soldaten spricht, redet man natürlich auch über Einsätze.

Herrn Schelleis erster Einsatz war 2003 als Kommodore, für mich ein neuer Begriff, den ich vorher noch nicht kannte, auf dem Flughafen in Kabul eingesetzt. Ein Kommodore ist ein Führer eines Geschwaders, also von mehreren Flugzeugen und ihrer Besatzung, der Luftwaffe. Boah, was lerne ich für Begriffe durch meine Shootings kennen.

 

Dabei hat er auch das Land und die Menschen kennen lernen dürfen, was er selbst als „ …. Ganz tolle Erfahrungen …“ bezeichnet. „Ich kam mir vor, wie in einem Karl May Buch,“ schwärmt er richtig. Beim zweiten Einsatz musste er viel rausfahren, um mit der Bevölkerung und den Mitarbeitern in den Ministerien und Botschaften zu sprechen und um sie zu unterstützen. Dabei gab es viele Herausforderungen – z.B. eine Fahrt im Winter kurz vor Weihnachten über den Salangpass, ein 3878 m hoher Gebirgspass in Afghanistan, stellte sich als sehr abenteuerlich heraus. „Hoch sind wir den Pass noch ganz gut gekommen, aber auf der Südseite lag ordentlich Schnee, das war abenteuerlich, … da habe ich mal ein Stück weit von der Schönheit Afghanistan, … erleben dürfen.“

Generalleutnant Schelleis beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Aufgrund seiner Fitness und seiner körperlichen Eignung ist er mit 55 zum letzten Mal einen Kampfjet, den Eurofighter geflogen, um dann 2015 Inspekteur der Streitkräftebasis zu werden. Ich habe es einen Wechsel zu einem ruhigeren Job genannt. Das sorgte bei meinem Gegenüber doch für ein Lächeln.

 

Er erklärte mir, dass er sich nicht für diesen Posten beworben hat, sondern überraschend dazu "eingeteilt" wurde, es somit Auftrag und Ehre für ihn war und bis heute ist. „Ich war für diese Aufgabe noch nicht einmal ideal aufgebaut gewesen,“ sagt er selbstkritisch. Und ruhiger ist es nicht geworden, das Aufgabengebiet umfasst einen großen Bereich. „Das Faszinierende an der Streitkräftebasis ist, auch wenn sie nicht so spektakulär ist, dass Fähigkeiten sehr stark von den Menschen bestimmt werden ,“ schwärmt er von seinem unterstellten Bereich. „Und ich war von Anfang an fasziniert mit welcher Begeisterung die Männer und Frauen ihre … Fähigkeiten ausüben.“ Er ist stolz auf seine Streitkräftebasis.

Generalleutnant Schelleis beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Generalleutnant Schelleis beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Kameradschaft und seine Bedeutung – natürlich wollte ich auch von einem Inspekteur wissen, was er darunter versteht und wie er sie auslebt. Herr Schelleis definiert es wie folgt: Kameraden unterstützen sich gegenseitig und verfolgen das gleiche Ziel, dabei hat es nichts mit Sympathie oder Freundschaft zu tun, sondern sich aufeinander verlassen können im Hinblick auf dieses gemeinsame Ziel. Und es ist per Gesetz, auch wenn es sich komisch angehört, eine soldatische Pflicht mit einem eigenen Paragrafen. „Es ist der Kern militärischer Teamarbeit. Man darf den anderen nicht im Stich lassen“ sagt er voller Überzeugung und es klingt einfach glaubhaft. Freundschaft kann dabei schon mal wanken oder unter Druck geraten, Kameradschaft hört nicht auf erklärt, er mir weiter.

Generalleutnant Schelleis beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Meine ❤️Bildstrecke von Herrn Schelleis

Generalleutnant Schelleis beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Generalleutnant Schelleis beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Bei der Frage, ob er gerne Verantwortung abgeben kann, muss Herr Schelleis erneut auflachen, denn er trägt sie sehr gerne und hat als Inspekteur ja auch eine hohe Verantwortung zu tragen. Aber er kann gut delegieren und dabei Freiräume geben, aber aus der Verantwortung melde er sich nie ab. Delegieren ist halt nicht „Fire and Forget!“ so Schelleis.

 

Schelleis ist verheiratet und hat zwei Kinder und ein Grundpfeiler in seiner Familie ist es, die beruflichen Herausforderungen mit seiner Frau zu besprechen. Da seine Frau, mit der er 38 Jahre verheiratet ist, selbst aus einer Bundeswehrfamilie stammt, konnte und kann sie den Soldatenberuf und seine Entbehrungen sehr gut einschätzen. Es ist jedem verständlich, dass Auslandsverwendungen und Versetzungen für die zurückbleibende Familie eine hohe Belastung sind. Soldat sein ist nicht immer familienfreundlich. Auch wenn die Bundeswehr bereits viel für Familien tut, gibt es im Bereich von Teilzeitarbeit und Homeoffice halt Grenzen, erklärt er mir.

Er erklärt es mir am Beispiel, eines Ehepaares mit Kindern, beide Soldaten in einer Einheit, sitzen als NATO-Speerspitze auf gepackten Koffern – die können nicht gemeinsam in den Einsatz gehen, auch wenn sie wollen. Hier bräuchte es eine Organisation, die Abhilfe schaffen könnten, wenn es familiär nicht aufgefangen werden könnte.

Generalleutnant Schelleis beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Generalleutnant Schelleis beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Generalleutnant Schelleis beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S, Generalleutnant Schelleis beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Wenn man Herrn Schelleis nach seinen drei Eigenschaften als Mensch fragt, bekommt man „Zielorientierung, Disziplin und Freude am Gestalten“ als Antwort und ja es trifft den Kern des Menschen Schelleis. So schließt sich der Kreis zu seinem Studium mit dem Schwerpunkt der Organisationswissenschaft.

 

Das Gespräch hätten wir noch stundenlang führen können, Ein Mensch der mal nüchtern und diszipliniert und mal offen und lustig sein kann. Das Gespräch sollte ihr euch anhören und ihr werdet meine Begeisterung verstehen.

 

Gesundheit, Glück für meine Familie und keine schlimmen Erlebnisse sind seine persönlichen Wünsche, die er zum Abschluss äußert.

Fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S

 Um viel mehr von Herrn Schelleis zu erfahren,

hört dazu gerne auch das Interview zum Shooting hier auf der Website.

Unser Gespräch während des Shootings habe ich aufgenommen und ich veröffentliche es hier. Zuhören ist ein wichtiger Teil meines Fotoprojektes „Gesichter des Lebens“. Ich schenke den Menschen Zeit und meine volle Aufmerksamkeit . 

Generalleutnant Schelleis beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Und damit sage ich, danke Herr Schelleis für ihr Vertrauen, ihre Offenheit und ihre Zeit, die mir und damit den „Gesichtern des Lebens“ geschenkt und freue mich, dass sie nun mit an unserem großen Tisch sitzen.

 

Alles Liebe und Gute weiterhin für Sie und ihre Familie ! Ich, Daniela freue mich auf so viele weitere wunderbare Menschen hier bei unseren "Gesichter des Lebens". 


Es schliesst sich für mich ein weiterer Kreis als Mensch und als Fotografin. Beim Fotografieren braucht es Empathie um Menschen zu berühren, zu verbinden, sichtbar zu machen. Mit meinem fotografischen Blick auf die Menschen, Soldaten, Veteranen und ihren Wegbegleitern gehe ich einen weiteren Schritt. Zu wissen das unser Projekt "Gesichter des Lebens" dabei wächst, macht mich stolz, da ich die Menschen liebe und gerne fotografiere.

 

Soldat und Veteran sein heisst auch: Mensch sein. Sehen-Spüren-Fühlen. "Gesichter des Lebens" versucht dies sichtbar zu machen. Auch hier in unserem neuen BILDBAND

 

Ich möchte Danke sagen, an meine Herzensmenschen die mich unterstützen und tragen und mir immer wieder Tipps geben zu meinem Fotoprojekt. Danke an meinem geliebten Lebenspartner und an meinem Sohn. Danke an meine liebste Freundin Edda, die mich immer stärkt und mich unterstützt. Ein dickes Danke an Jürgen der sich verantwortlich zeichnet für den Text. Es ist schön, wenn Ihr hier mit dabei seit. Danke ❤️. 

 

Fotografiert wird mit Nikon Z7II und dem Nikkor Z 50mm F/1,2S und Nikon Z6II und dem Nikkor Z 85mm f/1.8S.

„Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.“

Hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, ich freue mich darauf. Danke!

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Kommentare: 7
  • #1

    Conrad (Freitag, 10 März 2023 12:21)

    Was für ein Portrait, was für Fotos, was für Texte und was für ein Interview.
    Ich bin noch Soldat und habe Kamerad Schelleis einmal kurz auf einer Veranstaltung kennengelernt. Daniela danke für diese aussergewöhnlichen tiefgründigen Fotos und das Interview ist der Hammer. Die Texte umrunden es perfekt. Danke das Sie Daniela oder Ihr das Projekt ins Leben gerufen habt. Hier bekommt der Soldat die Möglichkeit Mensch zu sein.
    Danke sagt Conrad

  • #2

    Henning B. (Freitag, 10 März 2023 14:51)

    Danke für diese bewegenden Fotos mit einem Interview wo man sich vorstellen kann was ein Jetpilot ist und wie er seinen Weg geht. In den Medien sieht man viel zu wenig den Mensch. Kamerad Schelleis wünsche ich noch weiter alles Gute sage nochmals Danke für die Möglichkeit hier so ein Gespräch von Mensch zu Mensch zu hören.
    Frau Skrzypczak Ihre Fotos sind einfach nur Gänsehaut pur und ich hoffe das sie Ihr Fotoprojekt mit viel Begeisterung lange fortführen. Die Texte machen soviel Lust auf mehr. Dieses Projekt ist eine Bereicherung für uns Soldaten.
    Danke sagt Hennig B.

  • #3

    Daniela Skrzypczak (Sonntag, 12 März 2023 23:27)

    Ganz ganz lieben Dank für Ihre Kommentare. Es ist so wertvoll zu wissen das unser Gesichter des Lebens die Menschen sichtbar macht. Danke.

  • #4

    Claudia Simon (Montag, 27 März 2023 17:17)

    Was für tolle Bilder, die so viel Nähe und Persönlichkeit ausdrücken. Ganz so, wie ich Herrn Schelleis kennen lernen konnte. Wunderbar. Das, was eine Person "ausmacht" in Fotos aufzufangen ist nicht immer einfach. Hier ist es toll gelungen und eine Freude zu sehen und hören.

  • #5

    Daniela Skrzypczak (Dienstag, 28 März 2023 10:03)

    Liebe Frau Simone ganz ganz lieben Dank für Ihren Kommentar und es macht sich wirklich stolz, wenn Menschen die unser "Gesichter des Lebens" besuchen die Menschen so wieder finden.
    Danke sagt Daniela

  • #6

    Gerrit Mandt (Donnerstag, 28 März 2024 11:04)

    Danke für die tolle Geschichte, ich habe sie erst jetzt gefunden da ich mal schauen wollte, was mein alter Kommodore so macht. Ich durfte 2002-2003 unter damals noch Oberst Schelleis dienen. War damals schon eine tolle Führungsperson, zu der man gerne aufgesehen hat.

  • #7

    Daniela Skrzypczak (Donnerstag, 28 März 2024 14:52)

    Liebe Frau Mandt wie toll ist das bitte, haben Sie ganz lieben Dank und alles Liebe.

    Daniela Skrzypczak