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Freiheit in Sicherheit - Politische Bildung

Was ich bisher noch nicht kannte, war das Engagement in der Bundeswehr, seinen Soldatinnen und Soldaten im Bereich der Politik weiterzubilden. Sie nennen es politische Bildung und ich habe mir sagen lassen, dass es sogar eine Vorschrift dazu gibt. Die Einheiten in der Bundeswehr haben die Möglichkeit unter verschieden Anbietern auszuwählen und mehrtägige Schulungen auch außerhalb ihres Standortes durchzuführen.

 

Jetzt fragt ihr euch sicher, warum ich euch das erzähle. Und ihr fragt euch auch, was hat nun „Gesichter des Lebens“ damit zu tun. Alles Begann mit der Veranstaltung „Aachener Zukunftsforum für ein wehrhaftes Europa" in Kooperation mit dem internationalen Karlspreis der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Wie ihr hier nachlesen könnt, war „Gesichter des Lebens“ dort mit einer Vernissage und verschiedenen Akteuren vertreten. Und genau bei dieser Veranstaltung in Aachen kam die Anfrage seitens Dr. Biergans von der Konrad Adenauer Stiftung, ob Gesichter des Lebens nicht Teil ihrer politischen Bildung für die Bundeswehr werden möchte. Tja, und was soll ich euch sagen: Wir machen das!

Politische Bildung innerhalb der Bundeswehr

Nach kurzer Überlegung war das Programm geschnürt. Jürgen unterrichtet zum Thema Veteranen und Sporttherapie inklusive Invictus Games und ich stelle natürlich unser Projekt und seine Entwicklung vor. So war der Plan und schon begann die Umsetzung. Erste Gedanken zu Papier bringen, PowerPoint erstellen und aufeinander abstimmen und den Versuch starten, "Gesichter des Lebens" zur Mitnahme zu animieren. Es ist immer wichtig, O-Töne für die Zuhörer zu gewinnen. Dann stand alles fest. Das Programm nennt sich Freiheit in Sicherheit.

Jürgen‘s Vortrag nannte sich“Wertschätzung, Anerkennung, Respekt: Versehrtheit und Rehabilitation durch die Kraft des Sports“ und ich wollte unter dem Titel „Veteran, Soldat, Mensch: Unserer Sicherheit ein Gesicht geben“ unser Projekt vorstellen.

Politische Bildung in der Bundeswehr

Unser Auftakt begann am 02.03.2023 in Siegburg. Mit Aufregung, Adrenalin und etwas Lampenfieber sich auf den Weg machen. Hoffentlich haben wir an alles gedacht. Wird schon gut gehen und dann rein und ab vor die Gruppe. Na ja, gute Vorbereitung sieht anders aus, da unsere Vorträge nicht vor Ort waren und ein Mac nicht jede Anlage mag. Rechner also tauschen und Vorträge zusammenführen. Gut das Jürgen vortragserfahren ist. Während wir noch die Technik richteten, fing er einfach an zu erzählen, sich vorzustellen und in das Thema einzuführen. Eigentlich sollte ich ja beginnen. Hinterher stellte sich heraus, dass die Reihenfolge genau so richtig und somit es sogar eine glückliche Fügung mit der Technik war.

 

Der Begriff Veteran beim Vortrag sorgte für genügend Diskussion. Und natürlich waren es auch die einzelnen Geschichten, die eine Betroffenheit aber auch Neugierde bei den Zuhörern hinterließ. Wir haben nach gut 3 Stunden eine zufriedene Gruppe verlassen und jeder eine Flasche Wein als Dankeschön mitgenommen.

Okay, es war für das erste Mal gut gelaufen, aber perfekt war es noch nicht und das ist ja eigentlich mein Anspruch. Aber es gibt ja den schönen Spruch: Man wächst mit seinen Aufgaben! Nach einigen Tagen habe ich kurz mit dem Büro von Dr. Biergans gesprochen und was soll ich euch sagen. Die Gruppe hat ein gutes Zeugnis für die Vorträge abgegeben und somit waren wir weiter im Rennen.

Politische Bildung innerhalb der Bundeswehr

Und Rennen - nein, weit fahren war beim zweiten Termin angesagt. Anreise war der 18.04.2023 und es ging nach Dresden. Auch wenn die Landeshauptstadt von Sachsen nicht aus der Welt ist, von der Eifel ist es ein ganz schöner Ritt, auch wenn der Intercity von Köln bis Dresden durchfährt. In Dresden sollte es in der Offiziersschule des Heeres stattfinden. Somit hatte ich wieder ein „Stübchen“, wie ich es schon vom Zentrum Innere Führung der Bundeswehr her kannte.

Am 19.04.23 war diesmal alles vorbereitet. Die Vorträge waren rechtzeitig aufgespielt und mit Kay Stübner war sogar ein "Gesicht des Lebens"persönlich mit dabei. Und wieder wurde über den Begriff und den Umgang mit Veteranen diskutiert.

 

Hier spüre ich immer stärker, dass der Begriff aufgrund seiner Weite, denn es sind ja alle Veteran, egal ob als aktiver Soldat oder als ehemaliger, ob mit oder ohne Einsatzerfahrung, immer Probleme macht. Irgendwie habe ich das Gefühl, die Begriffsbestimmung steht eher im Wege, als dass sie dem Thema weiterhilft. Ich bin als Außenstehende gespannt, wie es damit weitergeht.

 

Und dann stand ich vor der Gruppe und habe Kay einfach mit dazugekommen. Ich spürte seine Aufregung und Anspannung. Sie lag förmlich in der Luft. Aber er erzählte einfach über sich, seine Schwierigkeiten bei den unterschiedlichen Dienstposten, die er während seiner PTBS besetzt hatte und das er jetzt genau das gefunden hat, war ihm Spaß macht.

Souverän beantwortete er die neugierigen Fragen aus dem Plenum und ich spürte, dass er stolz auf sich war, diese Aufgabe und Herausforderung so zu meistern. Klasse, Kay, das war toll mit dir zusammen unser Thema und unsere Ziele zu erklären. Und wieder kam von der „Leitstelle“ der Konrad Adenauer Stiftung ein gutes Zeugnis für uns und unsere Vorträge.

Unser dritter Auftritt war wieder mit kurzer Anreise. In Bonn über den Rhein rüber nach Königswinter und wieder ohne Probleme, da wir mittlerweile eingespielt waren. Die Themen sorgten erneut für viele Fragen. Wie geht man mit einsatzgeschädigten Kameraden um. Wie viele PTPS erkrankte Soldaten verkraftet eine Einheit? Was bedeutet das Label KiK? Diese und viele weitere Fragen wurden an uns gerichtet und wir haben versucht, sie so gut wie möglich zu beantworten. Die Teilnehmer kamen aus Köln und waren vom Amt für Heeresweiterentwicklung. Warum schreibe ich diesmal die Dienststelle dazu?

Gesichter des Lebens bei der politischen Bildung der Bundeswehr
Gesichter des Lebens bei der politischen Bildung der Bundeswehr

Wir waren zum gemeinsamen Abendessen oder war es doch ein Kameradschaftsabend eingeladen. Und dort stand plötzlich der Leiter der Gruppe Herr Aberspach auf und überreichte mir mit einigen Lobesworten das Wappen der Dienststelle und einer Widmung hinten drauf. Jetzt war ich platt und regelrecht gerührt. Eigentlich sprachlos, was bei mir selten vorkommt.

Der letzte Vortrag waren wieder in Dresden. Am 14.06.2023 waren wir, diesmal aber nicht an der OSH sondern im Hotel in der Nähe. Mit dabei war ein Teilnehmer der Invictus Games-Mannschaft Tobias, der selbst aus Dresden stammt. Jürgen hat Tobias mit an die "Hand genommen", ihn nach Grundlagenvermittlung in das Gespräch integriert und auch Tobias konnte von seiner Erkrankung, seiner Therapie und vor allem vom Sport während dieser Therapie berichten. Hier wurde klar, es fehlt an qualifiziertem Personal. Die Wartezeiten für Behandlungen dauern zu lange und lassen die betroffenen Soldaten einfach im Stich. Tobias meisterte dabei jede Frage souverän. Auch das war einfach ein toller Auftritt und eine Bereicherung für unsere Themen. Danke Tobias für deinen Mut dabei zu sein. 

Gesichter des Lebens bei der politischen Bildung der Bundeswehr
Tobias ist Teilnehmer der Invictus Games 2023

Danke an die Konrad Adenauer Stiftung und Dr. Biergans für die Möglichkeiten, Jürgen für die Unterstützung und fürs Mitmachen. Und euch wünsche ich viel Spaß beim Lesen und Anschauen. Vorfreude auf weitere Zusammenarbeit mit unseren „Gesichter des Lebens“ und ich werde euch davon mit Bildern berichten.


Es schliesst sich für mich ein weiterer Kreis als Mensch und als Fotografin. Beim Fotografieren braucht es Empathie um Menschen zu berühren, zu verbinden, sichtbar zu machen. Mit meinem fotografischen Blick auf die Menschen, Soldaten, Veteranen und ihren Wegbegleitern gehe ich einen weiteren Schritt. Zu wissen das unser Projekt "Gesichter des Lebens" dabei wächst, macht mich stolz, da ich die Menschen liebe und gerne fotografiere.

 

Soldat und Veteran sein heisst auch: Mensch sein. Sehen-Spüren-Fühlen. "Gesichter des Lebens" versucht dies sichtbar zu machen. Auch hier in unserem neuen BILDBAND

 

Ein dickes Danke an Jürgen der sich verantwortlich zeichnet für den Text. Es ist schön, wenn Ihr hier mit dabei seit. Danke ❤️. 

 

Fotografiert wird mit Nikon Z7II und dem Nikkor Z 50mm F/1,2S und Nikon Z6II und dem Nikkor Z 85mm f/1.8S.

„Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.“

Hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, ich freue mich darauf. Danke!

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Kommentare: 5
  • #1

    K. Fuchs (Samstag, 24 Juni 2023 18:23)

    Sehr geehrte Frau Skrzypczak und Herr Görlich,
    heute sende ich meine Hochachtung was Sie mit ihrem Projekt zur Sichtbarmachung von Soldaten und Veteranen alles tun. Ich wollte Ihnen das einmal gerne sagen. Danke!
    Ein Vater eines Soldaten.

  • #2

    J. Görlich (Samstag, 24 Juni 2023 18:30)

    Verehrter Herr Fuchs,
    Danke für ihr Lob. Es macht einfach Spaß, wenn wir sehen, wie dieses Projekt sich entwickelt und was dabei mit dem Soldaten/Veteranen, der Bundeswehr und der Gesellschaft passiert, wenn sie darauf stoßen. Liebe Grüße auch an meinen Kameraden und viel Soldatenglück.
    Ihr
    Jürgen Görlich

  • #3

    Susanne Berger (Dienstag, 27 Juni 2023 18:36)

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    mein Tochter hat mich auf Ihr Projekt aufmerksam gemacht und nun bin ich schon den dritten Tage bei Ihnen zu "Gast". Ich möchte Ihnen gerne sagen wie sprachlos, auch manchmal voller Tränen und gleichzeitig Hoffnung bin wenn ich mir die einzelnen Porträts anschauen und den Menschen zu hören. Frau Skrzypczak was für eine Gabe so Menschen fotografieren zu können und gemeinsam mit Herrn Görlich dann dies in Texte in Einklang zu bringen. Mit Fotografie und Menschlichkeit, Kreativität, Mut, neue Wege entsteht dann so etwas wie ihr Projekt. Mein Hochachtung für Ihren Tun.
    Danke sagt Susanne Berger

  • #4

    J. Görlich (Mittwoch, 28 Juni 2023 21:17)

    Verehrte Frau Berger,
    danke für ihr mutmachenden Worte. Sie haben genau das Gefühl, beim Durchsehen dieser Seiten, dass beabsichtigt ist. Und wenn ich ehrlich bin, schaue und lese ich auch öfter die Seiten und bin sprachlos, was für Geschichten mittlerweile zusammen getragen wurden. Es sind Menschen, die sich uns öffnen und uns ihre Gesichter zeigen und ihre Geschichten erzählen. Alle Gesichter hoffen, damit Wahrnehmung und Aufklärung bei uns allen zu erhöhen.
    Herzliche Grüße
    Jürgen Görlich

  • #5

    D. Skrzypczak (Donnerstag, 29 Juni 2023 08:35)

    Liebe Frau Berger,

    ich kann mich den Worten von J. Görlich nur anschliessen und Danke sagen und Ihnen alles Gute wünschen. Danke sagt D. Skrzypczak