Ihr kennt bestimmt viele Tage mit besonderer Ausrichtung, besonderer Beachtung oder besonderen Merkmalen. Von einem Tag der Werte oder im Zeichen der Werte, haben bestimmt die Wenigsten von Euch gehört. Er wurde 2022 vom Heer eingeführt und steht im Zeichen der Wertevermittlung und Persönlichkeitsbildung bei den Heeressoldaten. Grundsätzlich findet er immer am 23.05. statt, nur wenn dieser Tag auf ein Wochenende fällt, wird er auf den Freitag vorgezogen oder montags nachgeholt. Aber warum geht es eigentlich dabei, welche Werte sollen dort vermittelt werden?
Darauf wird jeder seine eigenen Begriffe finden. Jürgen erzählt mir, dass es darum geht, den Soldaten Handlungssicherheit im täglichen Dienst, während Übungen oder im Einsatz zu geben. Wie gehe ich mit Kameraden oder Untergebenen um, wie verhalte ich mich gegenüber möglichen Kriegsgefangenen, der Bevölkerung im Einsatzland oder einfach nur, wofür setze ich mich ein. Wie stehe ich zur freiheitlichen, demokratischen Grundordnung und wie ist mein Bild als Soldat in der Öffentlichkeit. Was für ein schwieriges Feld und irgendwie gut, dass Soldaten sich damit auseinandersetzen.
Jetzt aber die Frage, was hat „Gesichter des Lebens“ damit zu tun und wie passt unser Projekt da rein. Um das zu erfahren, werdet ihr bis zum Schluss lesen müssen und euch dabei die Bilder anschauen. Was für eine Strafe!
Alles fing in Koblenz beim Volkstrauertag und der Kranzniederlegung auf der Festung Ehrenbreitstein an. Dort lernte ich Soldaten mit gelben Schnüren an der rechten Schulter kennen. Für die Unwissenden wie ich, es sind Kompaniefeldwebel oder Spieße, wie sie auch genannt werden. Jürgen sagt, dass sie auch Mütter der Kompanie oder Führer des Unteroffizierskorps heißen. Ich denke, diese Umschreibung erklären, dass sie mit zu den wichtigsten Personen in einer Kompanie gehören. Einer dieser Spieße war Stabsfeldwebel Attila Cserep aus Delitzsch, genauer gesagt aus der III. Inspektion der Unteroffiziersschule des Herres, kurz USH, der Feldwebel-Boldt-Kaserne. Dabei haben wohl drei Minuten und unser Flyer bleibenden Eindruck hinterlassen, denn es kam dieses Jahr der Anruf von Herrn Cserep, ob wir uns vorstellen könnten, seinen Soldaten unser Projekt „Gesichter des Lebens“ vorzustellen. Termin sollte der 22.05.2025 zum Tag der Werte in Delitzsch sein.
Jetzt seid ihr bestimmt schwer beeindruckt! Seitdem mir das klargeworden ist, bin ich es zumindest. Nachdem alle Planungen abgeschlossen, der Fotovortrag stand und die Teilnehmer feststanden, haben Jürgen und ich uns am 21.05.25 mit dem Zug nach Delitzsch aufgemacht. Dort wollten wir Meik treffen, mit dem wir zusammen den Vortrag halten sollten. Der Inspektionschef Major Jörg Böhm begrüßte uns mit Herrn Cserep recht herzlich und nach kurzem Abgleich, war klar, dass es am nächsten Morgen um 07:15 Uhr mit dem Bus zum Tagungszentrum gehen sollte. Es lag außerhalb der Kaserne. Die Soldaten sollten sich ohne dienstliche Ablenkungen auf diesen Tag besinnen.
Herr Böhm führte die über 100 Anwesenden in das Thema ein. Er spannt den Bogen vom Soldaten über den Veteranen und zum Menschen. Am Schluss stand dort Mensch - Soldat - Veteran - Mensch. Das kommt Euch und mir doch irgendwie bekannt vor. Es ist das Motto unseres Projekts, die Verbindung, der Bogen den wir bei jedem Teilnehmer von „Gesichter des Lebens“ gespannt haben. Danach standen wir, wie Jürgen es sagen würde, in de Bütt. Zuerst haben wir beide die Entstehung meines Herzensprojekt erklärt, mit der Soldaten- und Veteranenstiftung, der Deutschen Härtefallstiftung und Veteranenkultur die anfänglichen Unterstützer aufgezeigt.
Wir hatten diesmal viel Zeit, der ganze Tag gehörte uns und unserem Projekt. An vielen Beispielen haben wir unsere Gesichter gezeigt, ihren Lebensweg geschildert und immer wieder auf die Bedeutung der Zuhörer hingewiesen.
Zuhören, Vertrauen aufbauen, seine anvertrauten Menschen kennen und eine offene Tür zu haben, waren unsere Botschaften.
Nach einer kurzen Kaffeepause haben wir bis zum Mittag die Vielfalt unseres Projektes aufgezeigt.
Von unseren Ausstellungen, von Schwerin über den Landtag NRW bis zur Lutherkirche in Bonn haben wir von der Kraft der Bilder gesprochen. Anschließend unsere Tischgespräche vorgestellt, um dann unsere Bildbände stolz zu zeigen. Dann war Mittag, Pause, alles wirken und setzen lassen. Wir haben die Pause genutzt, um mit Meik seine Vorstellung zu besprechen. er hatte einen Vortrag zum ersten Einsatz im Kosovo dabei. Wir kannten ihn nicht und freuten uns auf diese Eindrücke.
Zuerst aber haben wir Kai nach der Mittagspause vorgestellt. Er konnte aufgrund seiner dienstlichen Aufgaben nicht wie geplant teilnehmen. Wir haben den Part übernommen und seine aufgeschriebenen Triggererlebnise vorgelesen. Es war sehr still im Raum, als wir von Polizei, Drohungen, Zerstörung von Möbeln und Angst bei seiner Frau gesprochen haben. Aber auch das sind Werte, Eigenschaften und Situation auf die Vorgesetzte treffen können.
Dann kam Meik. Mittlerweile war auch der Schulkommandeur Oberst Andreas Schnebelt im Saal und hörte uns zu. Meik erzählte von seinem Werdegang, seiner Zeit bei der NVA, die Ausbildung zum Feuerwerker und seinem Kollateralschaden, so nennt er die Verwundungen in seinem Gesicht. Ich empfehle Euch nochmal Meik Briest anzuschauen und zu lesen bzw. das Interview zu hören. Nach einer letzten Kaffeepause, dann sein Erlebnis 1999, der Einmarsch in den Kosovo. Zerstörung, Tot und Leid waren zu sehen, aber auch jubelnde Menschen und Freude über die „Befreier“. Es war schon hart, was wir zu sehen bekamen und der leichte Sarkasmus, der Schutzschild von Meik, machte es nicht einfacher.
Und dann kamen die Fragen. Was, wenn in der Ukraine Waffenstillstand wäre? Was, wenn die EU ein Teil der Schutztruppe wäre und deutsche Soldaten dabei wäre? Was wäre anders als 1999? Es wäre so wie 1999, da waren sich fast alle einig. Der Abschluss bildete ein Tischgespräch mit Herrn Böhm, Meik, Jürgen und mir.
Klar war Meik der Mittelpunkt. Von seinen Erfahrungen wollten sie alle im Raum zehren. Als Abschluss haben wir der Inspektion, dem Chef und dem Spieß noch unsere Bildbände überreicht. Als Gegengeschenk gab es das Wappen unseres Gastgebers.
Danach wurde in der Kaserne gegrillt, was getrunken und viel geredet. Dabei haben wir noch erfahren, dass unsere Gesichter des Lebens Mut gemacht haben, mit sichtbaren und vor allem unsichtbaren Einschränkungen offener umzugehen. Nach einer weiteren Nacht ging es am Freitag nach Hause. Wieder etwas Neues für „Gesichter des Lebens“ und wir fanden es erfolgreich.
Danke an Meik, Herrn Cserep, Herrn Böhm und allen Teilnehmern der III. Inspektion der Heeresunteroffiziersschule in Delitzsch.

Es schliesst sich für mich ein weiterer Kreis als Mensch und als Fotografin. Beim Fotografieren braucht es Empathie um Menschen zu berühren, zu verbinden, sichtbar zu machen. Mit meinem fotografischen Blick auf die Menschen, Soldaten, Veteranen gehe ich einen weiteren Schritt. Zu wissen das unser Projekt "Gesichter des Lebens" so gewachsen ist, macht mich stolz und dankbar. Es bestärkt mich darin, wenn Du etwas mit Leidenschaft und Liebe tust kannst Du alles erreichen.
Veteran sein heisst auch: Mensch sein. Sehen-Spüren-Fühlen. "Gesichter des Lebens" versucht dies sichtbar zu machen.
Ein dickes Danke an Jürgen der sich verantwortlich zeichnet für den Text. Es ist schön, wenn Ihr hier mit dabei seit. Danke. Ich möchte Danke sagen, an meine Herzensmenschen die mich unterstützen und tragen. Danke an meinem geliebten Lebenspartner und an meinem Sohn. Danke an meine liebste Freundin Edda, die mich immer stärkt und mich unterstützt.
Es ist schön, wenn Ihr hier mit dabei seit oder auch bei Instagram. Danke ❤️.
Fotografiert diesmal alle Fotos mit iPhone 14Pro von mir, Jürgen und auch Meik.
„Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.“
Hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, ich freue mich darauf. Danke!
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Mobbing in der Bundeswehr (Montag, 26 Mai 2025 21:48)
Liebe Dani, lieber Jürgen,
mega das der bereits vorher geplante Termin an der USH in Delitzsch (im übrigen hatte ich dort 2006 selbst meinen Feldwebel Lehrgang) nun endlich stattgefunden hat.
Der Artikel gibt wieder einen wertvollen Einblick in euer Wirken. Es ist wichtig, das solche Vorträge erfolgen. Das Herzensprojekt "Gesichter des Lebens" gehört weiter in die Hörsäle und in die Öffentlichkeit.
Macht weiter so und ich freue mich auf zukünftige weitere Projekte mit euch.
Danke für euer Tun, Wirken, Engagement und die Zeit und Ruhe um diese Galerien wirken zu lassen.