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Jürgen Görlich

Berlin, ein weiterer Termin für mein Foto Projekt „Gesichter des Lebens“ steht an. Ich begegne heute Jürgen Görlich, dem 1. Stellvertreter des Bundesvorsitzenden des Deutschen Bundeswehrverbandes (DBwV). Herr Görlich gilt als ein Macher, der sich persönlich für die Belange der Soldaten und Veteranen der Bundeswehr engagiert. Es freut mich diesen charismatischen Menschen vor die Kameras zu bekommen. Er trat nämlich für die Wiederwahl seines Amtes zum Jahresende 2021 nicht mehr an. Somit ergreife ich diese letzte Gelegenheit ihn im Amt zu befragen und zu fotografieren.

Jürgen Görlich beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Jürgen Görlich beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Jürgen Görlich wird von Mitmenschen als geradlinige, zuverlässige und sachliche Person beschrieben. Man bescheinigt ihm zudem Empathie und Fingerspitzengefühl. Ihm läge stets der Soldat als Mensch am Herzen. Wir treffen uns früh zum Sonnenaufgang oben in der sechsten Etage des Gebäudes des Deutschen Bundeswehrverbandes. Diese Kulisse hat mich bereits bei meinem Shooting mit Marcel Bohnert fasziniert. Die Hauptstadt Berlin liegt uns quasi im Morgenlicht zu Füßen.

 

Jürgen Görlich, Oberstabsfeldwebel a.D. befindet sich seit 2017 im Ruhestand. Seit acht Jahren bekleidet er inzwischen das Amt des 1. Stellvertreters des Bundesvorsitzenden des DBwV.

 

Unser Shooting ist geprägt durch eine gewisse Leichtigkeit, die es mir ermöglicht diese Persönlichkeit ins richtige Licht zu rücken. Ich nutze die gesamten sechs Stockwerke des Gebäudes und lasse der Kreativität beim Fotografieren freien Lauf.

Jürgen Görlich fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S

Ich möchte von Ihm gerne wissen: Warum sollte ein junger Mensch zur Bundeswehr gehen? „Bei mir selbst war es ein sehr einfacher Grund: ich wollte nach meinem Fachabitur eine Ausbildung innerhalb der Bundeswehr anstreben. Das ergab sich dann anders als geplant. Im Laufe der Zeit kam dann die Berufung dazu.”

Welche Berufung? „Man ist als Soldat auf andere Menschen angewiesen. Man muss sich voll auf sie einlassen. In keinem anderen Beruf lebt man Kameradschaft so intensiv wie als Soldat.” Da ist wieder der Begriff Kameradschaft - wie bei all meinen bisher portraitierten Menschen und Gesichtern des Lebens.

Ich begreife, was alle Soldaten / Veteranen verbindet. Es ist diese tief empfundene Kameradschaft.

 

Ich frage Jürgen Görlich, was für ihn Kameradschaft bedeutet? „Für mich gibt es Kameraden, mit denen ich richtig befreundet bin und dann auch die Kameraden, mit denen ich nur den Tag dienstlich verbringe. Kameradschaft ist dieses totale Einlassen können, so als wenn ich etwas selbst tue.“

Fotografiert Nikon Z7II + Z6II Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S + Nikkor Z 85mm 1,8 S
Krawatte binden deines Modells ... der Gesichtsausdruck spricht für sich

Um viel mehr von Jürgen Görlich zu erfahren, hört dazu gerne mit ins Interview zum Shooting hier auf der Website.

Jürgen Görlich fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S

Wir befinden uns mittlerweile im Treppenhaus. Alles ist perfekt, das Licht, die Location und der Moment … als habe es die „Göttin der Fotografinnen“ so eingerichtet ☺️. Das Fotografieren erfüllt mich mit viel Freude und Liebe.

Jürgen Görlich fotografiert Nikon Z7II + Z6II Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S + Nikkor Z 85mm 1,8 S - Gesichter des Lebens

Die Welt ändert sich; die Gesellschaft ändert sich; ändert sich auch die Bundeswehr? „Die Bundeswehr ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Zwar wird die Bundeswehr nie ein vollständiges Spiegelbild sein können, doch sie hat sich in den letzten Jahren ein gutes Stück weit der Öffentlichkeit angenähert. Die Bundeswehr ist bunter geworden. Dies gilt natürlich auch für unseren Deutschen Bundeswehrverband! Soldaten legen Wert auf Anerkennung in der Bevölkerung. Lange suchte man vergeblich danach. Inzwischen werden Soldaten besser wahrgenommen, z.B. beim öffentlichen Gelöbnis oder durch die kostenfreie Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel".

 

"Es ist mein Hauptanliegen den Veteranen für ihre Verdienste für unser Land, Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, sei es in Gesprächen, Treffen oder auch Beratungen innerhalb des DBwV. Unsere körperlich oder seelisch einsatzgeschädigten Veteranen sollten ein offeneres Ohr finden. Da sind wir noch ganz am Anfang! Ich denke diese Wucht der Problematik war der Bundeswehr zunächst nicht bewusst. Es muss ein Verfahren zur Hilfe und Unterstützung gefunden werden, welches sehr viel einfacher und effektiver ist, als wie jetzt. Wir brauchen eine gemeinsame Richtung für die Veteranen unabhängig vom Verband, dem BMVg oder der Regierung”.

 

Weitere Details zum Gespräch findet ihr wie immer  im aufgezeichneten Interview, hört rin und teilt es auch gerne

Fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S
Fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S

01 Gesichter des Lebens ... was fällt Dir als Erstes dabei ein, wenn Du diese Worte hörst?

Eine tolle Idee, die Gesichter, mit Geschichten in ihren Augen, die Menschen mit einer Aussage für die Gesellschaft sichtbar zu machen.

02 Beschreibe dich mit drei Worten bitte

Planer, Organisator, Zuhörer

03 Was ist für dich in deinem Leben das Wichtigste?

Meine Liebsten um mich herum zu haben, und mit Ihnen glücklich und gesund zu leben.

04 Wie bist du zu dem Shooting gekommen und hast du (zu Beginn des Shootings) Zweifel gehabt?

Durch Uwe Köpsel, dem Vorsitzenden der Soldaten Veteranenstiftung, bin ich darauf aufmerksam gemacht worden. Da mir Veteranen in den letzten Jahren sehr wichtig geworden sind, war ich sofort davon angetan und später sogar regelrecht begeistert.

05 Wie hast du dich während des Shootings gefühlt?

Sehr gut, offen und zufrieden.

06 Wie ging es dir als du deine Fotos zum ersten Mal gesehen hast?

Von einigen Bildern begeistert, andere wiederum machten mich nachdenklich, manche zufrieden und auf manchen fand ich mich zu alt bzw. zeigten wie alt ich wohl bin.

07 Was bedeutet es Dir Veteran zu sein?

Ich fühle mich stark mit Veteranen verbunden, als Veteran fühle ich mich selber nicht, ich sehe mich lieber als ehemaliger Soldat und als Reservist.

08 Welches wäre für dich die wichtigste Verbesserung in der deutschen Veteranenkultur?

Die Anerkennung und Wahrnehmung in und durch die Gesellschaft, Orte, die für Veteranen zugänglich sind und ein Konzept, das Veteranen hilft ihr Leben zu meistern.

09 Wie siehst du dich als Soldat in der deutschen Gesellschaft? 

Ich hatte keine Schwierigkeiten in meinem Umfeld nicht nur Jürgen zu sein, sondern auch Soldat zu sein. Ich gehe offen damit um und erkläre gerne was mich als Soldat bewegt, wen es nicht interessiert, der interessiert mich auch nicht.

10 Was würdest du anderen Veteranen sagen, warum Sie dieses Shooting machen sollen?

Es ist eine tolle Erfahrung, ein einmaliges Projekt und eine große Chance der Gesellschaft zu zeigen, was Veteran sein bedeutet.

Unser Gespräch während des Shootings habe ich aufgenommen und ich veröffentliche es hier. Zuhören ist ein wichtiger Teil meines Fotoprojektes „Gesichter des Lebens“. Ich schenke den Menschen Zeit und meine volle Aufmerksamkeit . 

Jürgen Görlich fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Jürgen Görlich fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Herr Görlich erzählt dass er nie persönlich im Einsatz war, jedoch mit vielen Veteranen in engem Kontakt steht. Er spricht mit ihnen oder hört oft auch einfach nur zu. Ein Aspekt der mir auch wichtig ist, das geduldige Zuhören bei den Interviews hier bei "Gesichter des Lebens".

 

Was tun Sie genau für die Veteranen? „Ein offenes Ohr haben und wenn notwendig eine Vermittlung in unsere Rechtsabteilung des Verbandes bieten, um bei Rechtsfragen Unterstützung zu gewährleisten. In unserem DBwV habe ich die Arbeitsgruppe „Veteranen“ gebildet! Hier wird sich gekümmert, zusammengeführt und geplant was wir für die Veteranen besser machen können. Ich arbeite außerdem im Beratergremium des BMVg für Veteranen mit. Die körperlichen und seelischen Belastungen der Veteranen sind häufig auch unter den Kameraden ein No-Go Thema. Viele bleiben über Jahre allein mit ihren Beeinträchtigungen. Sie spüren nur dass etwas nicht stimmt.“

 

Am Revers des Jacketts von Jürgen Görlich sehe ich jene gelbe Schleife, die ich schon öfter bei Gesprächen mit Soldaten wahrgenommen habe. Was bedeutet diese gelbe Schleife? „Das ist ein deutliches Symbol der Verbundenheit mit Soldaten. Dieses Zeichen tiefer Solidarität!”

Jürgen Görlich fotografiert Nikon Z6II und Nikkor Z 85mm F/1: 1,8 S beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Wir sprechen noch ein wenig über die Zukunftspläne.

Haben Sie Wünsche für die nächsten zwei Jahre? „Eigentlich wünsche ich mir, was sich die meisten Menschen wünschen: Gesundheit, Zufriedenheit und persönliches Glück.”

 

Danke für ein interessantes, entspanntes Shooting und das offene Interview, Jürgen Görlich.

Alles Gute für Ihren weiteren Weg! Mögen Sie weiterhin all ihre angestrebten Ziele erreichen!


Es schliesst sich für mich ein weiterer Kreis als Mensch und als Fotografin. Beim Fotografieren braucht es Empathie um Menschen zu berühren, zu verbinden, sichtbar zu machen. Mit meinem fotografischen Blick auf die Menschen, Soldaten, Veteranen gehe ich einen weiteren Schritt. Zu wissen das mein / unser Projekt "Gesichter des Lebens" dabei wächst, macht mich stolz, da ich die Menschen liebe und gerne fotografiere.

 

Veteran sein heisst auch: Mensch sein. Sehen-Spüren-Fühlen. "Gesichter des Lebens" versucht dies sichtbar zu machen.

 

Ich möchte Danke sagen, an meine Herzensmenschen die mich unterstützen und tragen und mir immer wieder Tipps geben zu meinem Fotoprojekt. Danke an meinem geliebten Lebenspartner und an meinem Sohn der mich auf die Veteranen aufmerksam gemacht hat. Ein dickes Danke nach Kenia an meine liebste Freundin Iris die sich verantwortlich zeichnet für die Texte. Danke an meine liebste Freundin Edda, die mich immer stärkt und mich unterstützt. Danke an Simone und Heike meine Fotografinnen Gang und wunderbare Freundinnen und Frauen. 

 

Lasst uns weiterhin bitte die Gelegenheiten nutzen, ein Stückchen "besser" zu werden, Prioritäten anders zu setzen, unseren Mitmenschen mit Rücksicht und Liebe zu begegnen ❤️. Es ist schön, wenn Ihr hier mit dabei seit. Danke. 

 

Fotografiert wird mit Nikon Z7II und dem Nikkor Z 50mm F/1,2S und Nikon Z6II und dem Nikkor Z 85mm f/1.8S.

„Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.“

Hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, ich freue mich darauf. Danke!

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Kommentare: 9
  • #1

    Konrad (Montag, 03 Januar 2022)

    Was für ein Portrait, was für Fotos, was für Texte und was für ein Interview.
    Ich bin noch Soldat und habe leider nicht (noch nicht) den Mut bei diesem tollen wichtigen Projekt mit zu machen. Jürgen Görlich danke. Daniela Danke für diese aussergewöhnlichen tiefgründigen Fotos und das Sie das Projekt ins Leben gerufen hast.
    Bleiben Sie gesund und alles Gute 2022
    Konrad

  • #2

    Jürgen (Montag, 03 Januar 2022 21:33)

    Lieber Konrad, danke für Ihr Lob und ich helfe Ihnen gerne, um Ihnen den Mut zu geben, mitzumachen.

    Wünsche Ihnen ein gutes 2022

    Jürgen

  • #3

    Frank Roth (Montag, 03 Januar 2022 21:49)

    Lieber Jürgen Görlich ich kenne Sie nur vom DbwV und möchte Ihnen für Ihre Arbeit sehr danken und das Sie an diesem wunderbaren Projekt teilnehmen. Frau Skrzypczak an Sie geht ein Dank raus, den ich garnicht richtig verpacken kann, Sie zeigen die Soldaten als Menschen und dies ist so wertvoll. Ihre Fotos sind voller Einfühlsamkeit, die mich stille werden lassen. Ich wünschen Ihnen und Ihrem Projekt alles Gute.
    Herzliche Grüsse Frank Roth

  • #4

    Thomas Sohst (Montag, 03 Januar 2022 21:53)

    Ich glaube, ich kann das bewerten und ich tue es gern: Das ist Jürgen Görlich im Bild und im Ton - sehr autentisch - Dank an die beiden Menschen vor und hinter der Kamera/Mikrofon.

  • #5

    Jürgen (Montag, 03 Januar 2022 22:00)

    Danke dir Thomas, denn es stimmt, du kannst es wirklich bewerten, danke an einen wahren Freund und Kamerad.

  • #6

    Jürgen (Montag, 03 Januar 2022 22:10)

    Lieber Frank, danke schön, es war eine tolle Zeit und es hat mir Spaß gemacht und das Projekt ist einfach toll. LG Jürgen

  • #7

    Daniela Skrzypczak (Dienstag, 04 Januar 2022 11:28)

    Lieber Konrad, Frank Roth und lieber Herr Sohst,
    danke für Ihr hier sein und die Kommentare und ja das Shooting und Interview sind zwei Menschen ... Jürgen Görlich hat es ja schon sehr nett beantwortet und gegenseitig sich so als Mensch für es Gutes, Gesichter des Lebens zu begegnen ist so dankbar und wertvoll.
    Danke an Sie.
    Herzlichst Daniela Skrzypczak

  • #8

    Eva (Dienstag, 04 Januar 2022 19:39)

    Das ist ein tolles und ganz besonderes Projekt! Vielen Dank an alle Menschen, die so ein Austausch ermöglicht haben! Ich hoffe es wird noch mehr daraus. Die Sichtbarkeit und Anerkennung sind ganz wichtig weil es hier um Menschen geht die Verantwortung übernehmen, die mit nichts zu vergleichen ist. Außenstehende wie ich können und sollen noch so viel von diesen Menschen lernen und Dankbarkeit und Respekt von Herzen zeigen.

  • #9

    Daniela Skrzypczak (Mittwoch, 05 Januar 2022 16:30)

    Ganz herzlichen Dank Eva für deinen Kommentar.
    Ich werde meine Liebe & Leidenschaft mit all den wunderbaren Menschen weiterhin in dieses Projekt stecken und es wachsen lassen, für de Menschen.
    Herzlichst Daniela