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General Breuer

Zufällige Begegnungen sind in unserem Leben an der Tagesordnung, dabei neue, interessante Menschen kennen zu lernen oder Bekanntschaften zu intensivieren gehört irgendwie dazu. Ihr fragt euch jetzt, was erzählt sie da und warum. Es hat mit meinem nächsten Shooting zu tun und den Soldaten, den ich porträtieren durfte.

 

Wenn ihr erfahrt, wen ich vor meine Kamera bekommen habe, werdet ihr verstehen, dass es kein normales Shooting für mich gewesen ist. So richtig wahrgenommen haben wir zwei uns auf der Kommandoübernahme von Generalleutnant André Bodemann in der JuLeKa (Julius-Leber-Kaserne für Unwissende wie ich es eine bin). Dort sind wir ins Gespräch gekommen und dann war klar, ich muss wieder nach Berlin. In Berlin ab in die Stauffenbergstraße 18, Kenner wissen, dass dort das Verteidigungsministerium sitzt und ich mich somit wieder durch die Passkontrolle angemeldet habe und abgeholt worden bin.

Und dann saßen wir uns nach dem Shooting gegenüber. Viel Gold glänzt auf den Schultern und eine Menge an Orden sind über der linken Brusttasche angebracht. Aber nun genug von mir, lassen wir unser nächsten „Gesichter des Lebens“ mit seiner Vorstellung beginnen.

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

„Hallo, nochmals herzlich willkommen!“ so beginnt er mit ruhiger, freundlicher Stimme. „Carsten Breuer, ich bin der 17. Generalinspekteur der Bundeswehr!“ So, jetzt ist es raus. Vor mir sitzt der ranghöchste Soldat und somit der Vorgesetzte aller Soldaten der Bundeswehr. Und ich habe nachgeschaut, er hat wirklich 16 Vorgänger!

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Wer unsere Shootings verfolgt, weiß, dass ich gerne persönliches von meinem Gegenüber erfahren möchte. Daher fragte ich Herrn Breuer zuerst, warum er ausgerechnet ein Pädagogikstudium zum Beginn seiner Bundeswehrkarriere in Hamburg abgelegt hat. Herr Breuer erklärte mir, dass das damalige Studiums Angebot bei der Bundeswehr gegenüber heute noch recht eingeschränkt gewesen war. „Das, was für mich auf dem Tisch lag, war das Pädagogikstudium, eigentlich das, was ich beruflich machen wollte, was ich im Dienst machen wollte und das, womit ich das, worauf ich mich nach meiner Bundeswehrzeit vorbereiten wollte, am besten abgedeckt sah,“ erklärte er mir.

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Er erzählte mir von Professor Weise, der ihn in Psychologie unterrichtete und von dem Wissen über Erwachsenenbildung, dass er sich aufgrund des Studiums angeeignet hat. Für ihn stand nämlich fest, dass er die Bundeswehr nach 12 Jahren verlassen und wieder ins zivile Leben wechseln wollte. Irgendwie ist es aber anders gekommen, denn sonst würde er jetzt nicht als Generalinspekteur vor mir sitzen.

 

Es waren die Menschen, die ihn überzeugt haben. „…wenn ich von Menschen rede, meine ich meine Kameraden…“. Bereits in der Grundausbildung sind sie gemeinsam durch dick und dünn gegangen und es gab einen Vorgesetzten, der sich die Mühe gemacht und Herrn Breuer das gesamte Spektrum der Bundeswehr aufgezeigt hat. Das war für ihn so interessant, dass er sich für einen weiteren Weg bei der Bundeswehr über die 12 Jahre hinaus entschieden hat.

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Carsten Breuer, Generalinsprekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

 

Sein Werdegang ist ganz fest mit seiner Familie verbunden. Entscheidungen wurden grundsätzlich mit seiner Frau gemeinsam getroffen. Denn jede Entscheidung bedeutete auch eine Veränderung inklusive einer Versetzung und betraf somit auch seine Frau und seine drei Töchter.

Familie Breuer hatte beschlossen, zusammen zu bleiben und so viel gemeinsame Zeit wie möglich ohne räumliche Trennung zu verbringen, solange es keine Einschränkungen für die Familie gab. „Ich habe es nie bereut, meine Frau bei Entscheidungen gefragt zu haben,“ sagte er mit einem Lächeln im Gesicht. Neben einem Einsatz im Kosovo und in Afghanistan war er auch in Brüssel und in den USA, genau während 9/11. Somit hat nicht nur der Soldat viel erlebt, auch seine Familie musste in dieser Zeit einige nicht nur positive Lebenserfahrungen sammeln.

Mich interessierte natürlich, ob diese Internationalität, dieser militärische Austausch mit anderen Nationen wichtig für ihn und seine soldatischen Aufgaben sind. Eine kurze Antwort war auf diese komplexe Frage von Herrn Breuer nicht zu bekommen. Den einerseits ist er ja Militärpolitiker auf internationalem Parkett. Hier ist das Zusammenspiel zwischen den Soldaten verschiedener Nationen wichtig und komplex und er ist gleichzeitig Vorgesetzter, er führt Menschen und wer Menschen führt muss Menschen mögen. Wie der Kölner und somit auch Herr Breuer sagt: „Jeder Jeck ist anders!“, ist es einfach wichtig, dass man sich auf die verschiedenen Charaktere auch einlassen muss und soll, um als Vorgesetzter bestehen zu können.

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Wie in unser aller Leben gibt es Menschen, die einen besonders geprägt haben bzw. besonders wichtig waren. General Breuer hat natürlich auch solche Persönlichkeiten. Im militärischen war es u.a. sein erster Vorgesetzter im Ministerium, Generalleutnant Hartmut Moede, damals Stellvertreter des Generalinspekteurs, für den er zwei Jahre als Stabsoffizier arbeiten durfte und der ihn bestärkt hat, seinen Weg zu gehen, den er letztendlich auch gegangen ist.

 

Aber auch General Mattis, der immerhin Verteidigungsminister in den USA geworden ist. Mit ihm durfte er intensiv zusammenarbeiten und er überzeugte und prägte Herrn Breuer mit seinem Intellekt und seiner Praktikabilität. Und nicht zuletzt war es der Spieß, Christoph Keller, der ihn als Batteriechef an die Hand genommen hat und ihm hilfreich zu Seite stand. Und dann fügt er folgendes hinzu: „Ich hoffe, dass es mir auch gelingt, wenn Sie die Frage später jemand anderem stellen, dass er sagt, mit dem Breuer zusammenzuarbeiten war gar nicht so schlecht.“ Herr Breuer, ich bin davon überzeugt, dass es diese Menschen jetzt schon gibt, auch wenn ich sie noch nicht porträtiert habe.

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Entscheidungen, Soldaten treffen täglich Entscheidungen und diese können weitreichend sein. Daher wollte ich von Herrn Breuer wissen, wie er solche Entscheidungen angeht und trifft. Für ihn ist in den Vorbereitungen wichtig sich von Menschen, denen er vertraut, beraten zu lassen. Es ist eine seiner Eigenarten oder sagt man besser Eigenschaften bei Unentschlossenheit den Sachverhalt in der Diskussion auf Augenhöhe zu ergründen und seine Gedanken dabei zu schärfen. Dabei aber auch alle Für und Wider auf den Tisch zu legen, es kritisch zu hinterfragen. Die Entscheidung trifft er anschließend alleine und verantwortlich. Bei Adhoc-Entscheidungen hilft mit den Jahren der Erfahrung sein Bauchgefühl, auf das er sich dann verlassen kann und muss.

Daraus lässt sich bereits schließen, dass Herr Breuer sich gern mit ehrlichen, loyalen und kritischen Menschen umgibt, die mit Hierarchien umgehen können. Miesepeter meidet er dagegen, wenn es geht. 

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

„Dabei habe ich total versagt,“ erzählt Herr Breuer und meint damit, dass keiner seiner Töchter den Weg zur Bundeswehr gefunden hat und Soldatin geworden ist. Zumindest aber hat eine Tochter Militärstrategie studiert, was er in der Begleitung sehr spannend fand.

 

Ihr könnt euch vorstellen, dass ein Generalinspekteur das große Ganze im Blick haben muss. Deshalb kann er auch große Veränderungen einleiten und Herr Breuer sieht einige Dinge, die verändert werden müssen. Verkrustungen aufheben, mit Anblick auf die sicherheitspolitische Lage Verfahren aufbrechen und dafür sorgen, dass die Beweglichkeit wiederhergestellt wird. Die Generation "Reduzierung und Auflösung" muss sich an den umgekehrten Weg gewöhnen und das ist eine Herausforderung, die nur wenig Zeit hat.

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Meine ❤️Bilder von Herrn Breuer ... die ich bereits vor dem Shooting so im Kopf hatte.

Mit dem Licht, mit der Perspektive und diesen Momenten. 

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Und jetzt wollt ihr bestimmt noch wissen, warum Herr Breuer am Tisch von „Gesichter des Lebens“ Platz genommen hat. Nach dem Gespräch hat sich Herr Breuer mit unserem Projekt befasst und fand die Tiefe der Bilder und der Texte spannend. Dass nicht nur an der Oberfläche etwas gekratzt wurde, war der ausschlaggebende Punkt. Aber auch die Möglichkeit, das Publikum außerhalb der Bundeswehr zu erreichen und aufzuklären, stieß dabei auf sein Interesse. Puhhh, jetzt war ich kurz sprachlos und glücklich. 

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

 Um viel mehr von Herrn Breuer zu erfahren,

hört dazu gerne auch das Interview zum Shooting hier auf der Website.

Unser Gespräch während des Shootings habe ich aufgenommen und ich veröffentliche es hier. Zuhören ist ein wichtiger Teil unseres Fotoprojektes „Gesichter des Lebens“. Ich schenke den Menschen Zeit und meine volle Aufmerksamkeit . 

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Zum Abschluss des Interviews wollte ich noch wissen, was sich der Generalinspekteur und der Mensch Breuer für dieses Jahr noch wünscht. „Ich wünsche mir, dass die Verzagtheit, die ich erkenne, in Optimismus umgewandelt werden kann. Dass wir möglichst zielgerichtet unsere Herausforderungen und Aufgaben angehen, wir es anpacken, egal wie schwierig es ist. Und dass wir einen klaren Blick darauf haben, in welcher Lage wir uns in Europa und in Deutschland befinden und in Zukunft befinden werden.“

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Positiv beenden wir dieses Interview, das uns beiden Spaß gemacht hat und ich danke General Breuer für diese gemeinsame Zeit während unserem Shooting. Alles Liebe und Gute weiterhin für Sie und Ihre Familie Herr Breuer! 


Es schliesst sich für mich ein weiterer Kreis als Mensch und als Fotografin. Beim Fotografieren braucht es Empathie um Menschen zu berühren, zu verbinden, sichtbar zu machen. Mit meinem fotografischen Blick auf die Menschen, Soldaten, Veteranen und ihren Wegbegleitern gehe ich weitere Schritte. Zu wissen das unser Projekt "Gesichter des Lebens" dabei wächst, macht mich stolz, da ich Menschen liebe und gerne fotografiere.

 

Soldat und Veteran sein heisst auch: Mensch sein. Sehen-Spüren-Fühlen. "Gesichter des Lebens" versucht dies sichtbar zu machen. Auch hier in unserem neuen BILDBAND

 

Ich möchte Danke sagen, an meine Herzensmenschen die mich unterstützen und tragen. Danke an meinem geliebten Lebenspartner und an meinem Sohn. Danke an meine liebste Freundin Edda, die mich immer stärkt und mich unterstützt. Ein dickes Danke an Jürgen der sich verantwortlich zeichnet für den Text. Es ist schön, wenn Ihr hier mit dabei seit. Danke ❤️. 

 

Fotografiert wird mit Nikon Z7II und dem Nikkor Z 50mm F/1,2S und Nikon Z6II und dem Nikkor Z 85mm f/1.8S.

„Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.“

Hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, ich freue mich darauf. Danke!

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Kommentare: 7
  • #1

    Jens M. (Freitag, 01 Dezember 2023 11:26)

    Was für Fotos und welches menschliches Interview.
    Danke das wir unseren Generalinspekteur nun auch einmal so kennenlernen.
    Bitte viel mehr davon, grossartig.
    Herzlichst Jens M.

  • #2

    Arif Demirel (Samstag, 02 Dezember 2023 09:44)

    Ein Vorbild in jeder Hinsicht. Ich hatte die Ehre mit ihm ein sehr nettes Gespräch zu führen. Er ist als Vorgesetzter genau der richtige für diese sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Auch zu Coronazeiten hat er bewiesen, die für manche unüberwindbare Aufgabe mit den dazugehörigen Akteuren zu stemmen. Er ist wirklich wie auf den Bildern zu sehen - sehr sympathisch, nahbar, intelligent und sehr menschlich. Was wirklich einige Menschen (Soldaten) sich gerne von ihm abgucken können und sich eine dicke Scheibe von abschneiden können.

    Danke für alles !

  • #3

    Magdalena Gorska (Samstag, 02 Dezember 2023 10:42)

    Tolle Bilder, sehr sympathisch.
    Es ist schön unseren Generalinspekteur so zu sehen.
    Danke liebe Dani für dein Engagement für uns Soldatinnen und Soldaten der Bw. Danke, Herr General, dass Sie das Projekt mit unterstützen.

  • #4

    M. Schmidt (Samstag, 02 Dezember 2023 12:01)

    Es macht mich stolz, Sie Herrn Generalinspekteur hier bei Gesichter des Lebens zu sehen und zu hören. Zu sehen als Mensch, Kamerad und Wegbegleiter unserer Bundeswehr. Das es Frau Skrzypczak so mit Ihrer Fotografie schafft, einen mir komplett anderen medialen Generalinspekteur vorzustellen bedarf tiefer Hochachtung. Die Frau weis wie sie fotografiert und damit die Menschen öffnet. Danke den Kamerad Görlich für diesen Text ... meine Begeisterung liest man wahrscheinlich. Danke Herr Generalinspekteur Breuer das Sie dem Projekt Ihre Zeit und Ihr Vertrauen geschenkt haben. Herzlichst M. Schmidt.

  • #5

    J. Görlich (Samstag, 02 Dezember 2023 13:42)

    Wenn einem die Möglichkeit geboten wird, seinen höchsten militärischen Vorgesetzten zu porträtieren und dann den Text zu diesen tollen Bildern schreiben darf, ist man innerlich berührt, geehrt und fasziniert. Ich bin glücklich und froh, Herrn General Breuer so darstellen zu dürfen. Er ist eben nicht nur Vorgesetzter, er ist auch Mensch und ich bin dankbar, dass er selbst als Gesicht unser Projekt Gesichter des Lebens so unterstützt. Und ich persönlich finde die Bilder einmalig. Danke Dani und danke General Breuer.

  • #6

    Lothar Roth (Samstag, 02 Dezember 2023 15:23)

    Danke für diese bewegenden tiefen natürlichen Fotos mit einem Interview was uns den Mensch Breuer näher bringt. In den Medien sieht man viel zu wenig den Mensch. Unseren Generalinspekteur wünsche ich noch weiter alles Gute sage nochmals Danke für die Möglichkeit hier so ein Gespräch von Mensch zu Mensch zu sehen und zu hören.
    Frau Skrzypczak Ihre Fotos sind einfach nur Gänsehaut pur und ich hoffe das sie Ihr Fotoprojekt mit viel Begeisterung lange fortführen. Die Texte machen soviel Lust auf mehr, Hut ab Kamerad Görlich. Dieses Projekt ist eine Bereicherung für uns Soldaten.
    Danke sagt Lothar Roth

  • #7

    Daniela Skrzypczak (Montag, 04 Dezember 2023 08:58)

    Ich sage einfach nur Danke, Danke das Ihr die Fotos schaut und Herrn Breuer und mir beim Interview zuhört und diese wunderbaren Texte dazu mit lest. Das ist unser Gesichter des Lebens, den Menschen begegnen und zuhören. Danke sagt Daniela :-).