Manchmal bin ich selbst überrascht, wie Kontakte entstehen und wie im Laufe der Zeit ein Shooting für Gesichter des Lebens daraus wird. Im Sommer war ich in Begleitung mit der Sodaten- und Veteranenstiftung beim Sommerfest der Standortkameradschaft Bonn auf dem Hardtberg. Daraus ergab sich das Shooting mit General Schelleis und mein heutiges Shooting.
Da ich mich mittlerweile in meine neue Heimat, Bad Münstereifel, verliebt habe und es hier tolle Ecken gibt, findet das Shooting in deren Gassen statt. Und soweit noch nicht genug, es ist Ostermontag und die Sonne scheint von einem herrlich blauen Himmel. So viel vorweg, der Fotospaziergang mit einer tollen, hübschen Frau hat sehr viel Spaß gemacht und ich bin mir sicher, ihr seid bereits auf das Interview mit ihr gespannt.
„Hermann, Anna,“ so beginnt sie ihre Vorstellung, „Hauptfeldwebel, seid 2010 bei der Bundeswehr und ich habe sehr klein angefangen, als Mannschaftsdienstgrad.“ Anna wollte erstmal reinschnuppern, sich vergewissern, ob der Beruf Soldat zu ihr passt. „Überzeugen musste ich meine Eltern gar nicht, ich wusste das meine Mama dagegen seine wird,“ erzählt sie von der Schwierigkeit, ihre Eltern davon zu überzeugen, dass dies ihr Wunschberuf ist. „Ich habe meine Eltern ins kalte Wasser geschmissen, die wurden einfach überrascht.“ Sie erzählte, dass sie eine Woche vor Dienstantritt ihrer Mutter gesagt hat, dass sie in Frankenberg/Eder beim 7./EloKaBtl 932 in der Bundeswehr als Soldatin beginnen wird. EloKaBtl - immer diese Abkürzungen, es bedeutet: Bataillon Elektronische Kampfführung, tja, jetzt weiß ich zwar, wofür die Abkürzung steht, hilft mir aber auch nicht richtig weiter. Vielleicht könnt ihr als Leser und Betrachter ja was damit anfangen.
Meine ❤️Bilder von Anna ... es waren Tränen der Liebe als Sie über Ihren Bruder sprach
Ihre Mama war fassungslos und sprachlos, was nicht so oft vorkommt, „Lass sie, es ist ihre Erfahrung,“ war der rettende Kommentar ihres Vaters. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass ihre Eltern überzeugt waren, dass sie abbrechen würde, spätestens nach der Grundausbildung.
Naja, aus den 3 Monaten sind ja, wie ihr gelesen habt, 13 Jahre mittlerweile geworden und ich höre aus ihrer Stimme, dass sie darüber sehr stolz ist. Anna hat ihren Dienst mit den letzten Wehrpflichtigen als Zeitsoldatin in der Laufbahn der Mannschaften für vier Jahre begonnen. Nach der Verlängerung und die Ausbildung zum Feldwebel ist der Berufssoldat ihr nächstes großes Ziel.
Für mich als bunte Fotografin, wirkt das alles sehr geplant, halt soldatisch und militärisch. Aber an diese Art zu leben, Soldat zu sein, habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Ich bin sogar überzeugt, dass der Beruf Soldat ohne Planung, egal ob beruflich oder privat, nicht geht.
„Ich kann mich erinnern, Oma‘s Nachbar, der war Soldat,“ beginnt sie auf die Frage, warum es ausgerechnet Soldat werden sollte. „Und immer, wenn ich draußen im Hof gespielt habe und er kam, es war ein ganz großer Mann,“ bei der Erinnerung muss sie kurz auflachen. „Für so eine kleine Anna war es ein 2-Meter-Schrank, er kam dann immer und hat mich auf den Arm genommen und ich durfte immer seine Feldmütze anziehen und er hat dann immer zu mir „Mein kleiner General!“ gesagt.“ Der Nachbar war Anna‘s Held und diese Kindheitserlebnisse haben sie geprägt und ihre Zukunft mitbestimmt. Sie wusste, es musste ein Beruf in Uniform sein und ihr erster Wunsch war der Soldat!
Anna passt genau in das Bild, dass ich mir von Soldatinnen gemacht habe. Sie waren immer ganz klar in ihren Entscheidungen, das waren keine Zufälle, sondern sie haben gezielt den Weg zu diesem, ihrem Beruf gewählt.
Auf meine Frage, ob Soldatinnen untereinander eher sich als Kamerad sehen oder eher als Frau, sagt sie ohne langes nachdenken, dass es bei der Bundeswehr beides gibt. „Ich bin mit den Mädels, mit denen ich Lehrgänge gemacht habe, immer noch in Kontakt, obwohl die eine in Hamburg, die andere in Berlin oder irgendwo in Stuttgart wohnt.“ sagt sie. „Immer wenn mich jemand als Kamerad benötigt, bin ich da!“ Für sie ist Kameradschaft einfach eine schöne Eigenschaft, die sie als sehr bedeutend ansieht.
Für Anna ist es wichtig, nicht nur sich selbst zu zeigen, was sie kann, sondern auch ihren Kameraden zu beweisen, dass sie die gesteckten Ziele erreicht. Anna, das machst du großartig, geh deinen Weg in deiner militärischen Welt! Wir Frauen stehen auch unseren „Mann“, das zeigen wir jeden Tag auf’s Neue. „Ich bin froh, dass wir Frauen so stark sind und den Männern die Schulter bieten und sagen, wir können es auch.“ Anna weiß, dass sich die gegenseitige Achtung und Anerkennung, egal welches Geschlecht und welche Hautfarbe, noch verbessern muss, aber sie weiß sich und ihr Umfeld dazu auf einem guten Weg.
Anna ist stolz, stolz auf das Erreichte, stolz auf ihren Dienstgrad als Hauptfeldwebel und stolz auf ihren Dienst, den sie täglich verrichtet. Anna hat einen Bruder, die beiden verstehen sich blendend, man kann schon von Geschwisterliebe sprechen und ihr Bruder heißt Otto. Ich finde die Kombination Anna und Otto einfach herrlich.
Daher frage ich natürlich, wie ihre Familie heute über sie denkt und wie sie sie heute, nach 13 Jahren als Soldatin sehen. Ihre Mutter findet, dass sie etwas kühler geworden ist, aber sehen das nicht als Nachteil, denn ihre Eltern sind einfach unheimlich stolz auf Anna. „Ich glaube es gibt nichts, was meinen Vater stolzer macht als eine Tochter bei der Bundeswehr,“ sagt sie frei heraus. Aber egal wie es auch ist, Anna liebt ihre Eltern und ihre Eltern lieben sie, so wie sie ist, mehr muss einfach nicht. Während sie das alles erzählt, spürt sie die Emotionen aufkommen und ihre Augen werden feucht. Wie wunderschön ist dieser Moment voller Gefühle und Wärme.
Ich selbst finde es toll, mit wieviel Leidenschaft Anna von ihrem Beruf und ihrer Familie erzählt. Ihr müsst euch dazu unbedingt das Interview anhören und ihr werdet meiner Meinung sein.
Nach so viel Gefühl kommen wir nochmals zurück zur Bundeswehr, denn wir wissen ja immer noch nicht genau, was Anna bei der Bundeswehr heute macht. Sie ist seit April 2019 in der Abteilung Planung im Kommando Streitkräftebasis. Und ob ihr es glaubt oder nicht, da kenne ich sogar die Abkürzung - KdoSkB -, jetzt bin ich etwas stolz auf mich.
Dort hat sie viel mit Zahlen zu tun. Es fallen Begriffe wie große Personalbedarfsberechnung, Computer, Schreibtisch oder Büro. Damit hat sich ihre Bundeswehrwelt natürlich seit ihrer Zeit im Bataillon verändert. Allein die Dienstgrade haben sie etwas sprachlos werden lassen. „Zu Beginn habe ich alle militärisch gegrüßt, bis ein Oberst mir sagte, „Ein guten Morgen reicht,“ und ich wunderte mich schon, warum sich der ein oder andere wegdrehte, wenn ich grüßen wollte. Ich musste lernen, dass höhere Dienstgrade auch Menschen sind,“ sagte sie, fast zu sich selbst. Und Anna macht die Aufgabe sehr viel Spaß, es ist zu spüren, wie gerne sie morgens die Uniform anzieht und ihren Dienst versieht.
Um viel mehr von Anna zu erfahren,
hört dazu gerne auch das Interview zum Shooting hier auf der Website.
Unser Gespräch während des Shootings habe ich aufgenommen und ich veröffentliche es hier. Zuhören ist ein wichtiger Teil meines Fotoprojektes „Gesichter des Lebens“. Ich schenke den Menschen Zeit und meine volle Aufmerksamkeit .
Zum Schluss frage ich sie noch, warum sie mit am Tisch bei Gesichter des Lebens Platz nehmen möchte. Nach einem Räuspern sagt sie, „Wir Menschen, die Uniform tragen, müssen uns zeigen. Früher haben die Menschen zu den Soldaten aufgeschaut, das ist abhandengekommen.“ Anna möchte mit diesem Shooting etwas ändern. „Ich wünsche mir, dass die Menschen, die mir wichtig sind und am Herzen liegen, nur gesund und in Liebe und in Frieden weiterleben!“ Was für ein Schlusswort, liebe Anna und herzlich willkommen am großen Tisch von Gesichter des Lebens.
Alles Liebe und Gute weiterhin für Dich und deine Familie liebe Anna ❤️!
Ich, Daniela freue mich auf so viele wunderbare Menschen hier bei unseren "Gesichter des Lebens".
Es schliesst sich für mich ein weiterer Kreis als Mensch und als Fotografin. Beim Fotografieren braucht es Empathie um Menschen zu berühren, zu verbinden, sichtbar zu machen. Mit meinem fotografischen Blick auf die Menschen, Soldaten, Veteranen und ihren Wegbegleitern gehe ich einen weiteren Schritt. Zu wissen das unser Projekt "Gesichter des Lebens" dabei wächst, macht mich stolz, da ich die Menschen liebe und gerne fotografiere.
Soldat und Veteran sein heisst auch: Mensch sein. Sehen-Spüren-Fühlen. "Gesichter des Lebens" versucht dies sichtbar zu machen. Auch hier in unserem neuen BILDBAND.
Ich möchte Danke sagen, an meine Herzensmenschen die mich unterstützen und tragen und mir immer wieder Tipps geben zu meinem Fotoprojekt. Danke an meinem geliebten Lebenspartner und an meinem Sohn. Danke an meine liebste Freundin Edda, die mich immer stärkt und mich unterstützt. Ein dickes Danke an Jürgen der sich verantwortlich zeichnet für den Text. Es ist schön, wenn Ihr hier mit dabei seit. Danke ❤️.
Fotografiert wird mit Nikon Z7II und dem Nikkor Z 50mm F/1,2S und Nikon Z6II und dem Nikkor Z 85mm f/1.8S.
„Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.“
Hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, ich freue mich darauf. Danke!
Kommentar schreiben
Matthias Ott (Freitag, 21 April 2023 20:26)
Ein sehr gutes und überaus authentisches Interview, gepaart mit wie immer sehr tollen und tiefgründigen Fotos, die den Menschen zeigen mit Herz und Seele.
Eine Kunst und ein Geschenk gleichermaßen.
Danke liebe Dani für Dein Engagement und danke liebe Anna für Ihre authentische und herzerwärmende Art.
Ein weiteres Meisterwerk einer Fotografin die weiß was sie tut und wofür sie es tut. Zwei starke Frauen, die ich sehr schätze!
Daniela Skrzypczak (Samstag, 22 April 2023 06:53)
Danke lieber Matthias für deine so wertvollen Worte und ich bin so dankbar, dankbar das ich dich auch porträtieren durfte. Das Shooting mit Anna hat sehr viel Freude gemacht.
Danke sagt Dani