· 

Soldatin Magdalena Gorska

Sonntag morgens in der S-Bahn in Berlin auf dem Weg zum Shooting mit Magdalena Gorska trifft mich plötzlich die Erkenntnis - ich fahre in die falsche Richtung! Ach du Schreck! Zwei Stationen weiter bemerke ich das es nicht nur die verkehrte Richtung ist, sondern auch die verkehrte Bahn. Mit einer Stunde Verspätung treffe ich endlich am vereinbarten Treffpunkt, Straussberg ein. Alles gut! Wir nehmen es mit Humor :-). 

  

“Hallo, ich bin Magda … 43 Jahre jung, Soldatin seit 20 Jahren und Veteranin. Ich liebe meinen Beruf, meine Berufung!” Mit diesen Worten begrüßt mich Magda fröhlich im Café. Sie fährt fort: „Ich liebe die Menschen, das Wandern in der Natur und die Musik. Ich ging aus Neugier zur Bundeswehr. Mir gefielen die festen Strukturen. Kein Stress mit der Bekleidungsfrage morgens vor den Kleiderschrank. Dies waren die ersten Gründe, warum ich mich damals für die Bundeswehr entschieden habe. Später nach der Grundausbildung verspürte ich zusätzlich Stolz über die Zugehörigkeit zur Truppe. Ich hatte dieses gute Gefühl dass ich für den Frieden, die Demokratie und die Menschen da sein darf. Demokratie ist für mich ein hohes Gut. Mich bereichert immer wieder diese Vielfalt an Aufgaben, die ich hier erfüllen kann. Ich kann mich stets weiterbilden, entwickeln und dazu lernen. Ich bleibe nicht stehen in meinem Leben. Ich will gefordert und gefördert werden, besuche Lehrgänge, bin in Auslandseinsätzen, lerne immer andere Menschen kennen. Ich übernehme auch Verantwortung!“

Soldatin Magdalena Gorska beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Soldat Magdalena Gorska beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Mir ist wichtig das ich meine Fotoshootings zu „Gesichter des Lebens“ in der Öffentlichkeit durchführe, um in Kontakt zu anderen Menschen zu kommen. Genau dies geschieht immer wieder, auch bei Magdalena. Fotografie die sichtbar macht. 

Beim Erzählen strahlen die Augen der lebensfrohen Person. Ihr ganzer Körper spricht. Vor mir sitzt eine Frau voller Freude, Begeisterung und positiver Lebenseinstellung. Mit einem Lächeln denke ich: „Liebe Welt, schenke uns mehr von solchen Menschen“. Magda hat vor der Bundeswehrzeit einen zivilen Beruf erlernt. Als im Jahre 2001 dann Frauen bei der Bundeswehr zugelassen wurden, hat Magdalena sich im Auswahlverfahren beworben und wurde angenommen. Kurze Zeit später wechselte die junge Frau vom Job in einer Diskothek in die militärische Grundausbildung. Anschließend wurde sie nach Murnau in Bayern zu den Gebirgsjägern versetzt. Dort entdeckte sie ihre Liebe zu den Bergen und die Leidenschaft zum Wandern.

Soldatin Magdalena Gorska fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S

„Mein erster Auslandseinsatz begann 2003 in Kabul, Afghanistan. Gleich danach bin ich in die Feldwebelausbildung gewechselt, erhielt ein neues Aufgabengebiet und wurde als Kurier eingesetzt. Ich war fortan in der Welt unterwegs. 2005 habe ich mich als Gleichstellungsbeauftragte aufstellen lassen und wurde in dieses Amt gewählt. Diese Aufgabe habe ich sieben Jahre ausgeführt. Gleichzeitig nahm ich teil an Auslandseinsätzen in den Jahren 2005, 2008 / 2009 und 2011 / 2012. Insgesamt ungefähr 530 Tage! Danach absolvierte ich eine Ausbildung zum Personalfeldwebel. Im Jahr 2014 erhielt ich eine Vororientierung, um im Jahr darauf in einer mulitnationalen Verwendung eingesetzt zu werden. Diese Ausbildung dauerte drei Jahre und war eine große Herausforderung für mich.”

 

Ich höre Magda interessiert zu, sie sprüht vor Energie. Sie hat definitiv ihren Weg gefunden, den sie mit viel Lächeln und Freude geradlinig verfolgt. Jetzt beginnt bald ein neuer Abschnitt ihres Lebens. Im Januar 2022 zieht es Magdalena in den Einsatz nach Mali in Afrika. Ich frage Magda warum sie solche Auslandseinsätze absolviert. „In meinen ersten Einsatz in Kabul bin ich sehr blauäugig gegangen. Wir in Deutschland leben auf so einer Friedensinsel und ich wollte von dieser Insel etwas woanders hinbringen.”

Fotografiert Nikon Z7II + Z6II Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S + Nikkor Z 85mm 1,8 S
Wenn du dein Liebelingsbild deines Modells gefunden hast ... dieser Moment des hier und jetzt beim Shooting ... danke.

Was hat dich geprägt in deinem ersten Einsatz? Sie antwortet ohne zu zögern: „Schmerz! Der Schmerz über den Verlust der Kameraden. Du bleibst da und der Kamerad fliegt in einem Sarg nach Hause!”

 

Wie bist du mit dem Schmerz umgegangen? „Ich habe viel darüber gesprochen, auch in Vorträgen. Ich habe immer geredet. So richtig arg empfand ich die Belastung 2009 nach meinem dritten Einsatz. Da bin ich dann auf dem Jakobsweg gewandert. Diese Einfachheit des Lebens mit der man unterwegs ist, laufen – essen – schlafen. Das hat mir geholfen.“

 

Wir schauen uns an und lächeln. Wir erkennen unsere Gemeinsamkeiten des Menschseins. Was für eine berührende Begegnung.

 

Um viel mehr von Magdalena zu erfahren, hört dazu gerne mit ins Interview zum Shooting hier auf der Website.

Soldatin Magdalena Gorska fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S

Magda sieht es als ihre Pflicht an weiterhin in Auslandseinsätze zu gehen – es ist ihre Aufgabe. Sie will diese Erfahrungen machen und raus aus der Wohlfühlzone Deutschland treten, echte Kameradschaft leben und sich mit dem reduzierten Leben auseinandersetzen. Wie beschreibst du diese echte Kameradschaft? “Treue, Ehrlichkeit und Zusammenhalt. Wenn wir diese drei Punkte nicht echt leben, kann es uns das Leben kosten. Das macht für mich den Unterschied zu anderen Berufen aus”.

 

Ich spreche Magda auf ihren kommenden Einsatz in Mali an, ein Einsatz für die Vereinten Nationen. „Es macht mich stolz, dass ich Teil davon sein kann! Auf den Kontinent Afrika bin ich so gespannt, dieses andere Leben, andere Menschen, Neues gemeinsam machen. Ich möchte auch ein Vorbild für junge Soldatinnen sein. Die Welt selbst ein bisschen verändern”.

Fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S
Fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S
Dieses Vertrauen was im Shooting entstehen kann ... lässt dann diese Fotos entstehen. Danke!

01 Gesichter des Lebens ... was fällt Dir als Erstes dabei ein, wenn Du diese Worte hörst?

Darstellung von Menschen, die etwas zu sagen haben.

02 Beschreibe dich mit drei Worten bitte

Loyal, offen und neugierig!

03 Was ist für dich in deinem Leben das Wichtigste?

Das wichtigste im Leben ist für mich die Gesundheit, insbesondere gesunde Füße und Beine, die mich beim ausgiebigen Wandern kilometerweit tragen können :-).

04 Wie bist du zu dem Shooting gekommen und hast du (zu Beginn des Shootings) Zweifel gehabt?

Ich wurde von Jürgen Görlich darauf angesprochen. Lieber Jürgen, besten Dank nochmals dafür! Ich hatte keine Zweifel, ich war einfach nur neugierig.

05 Wie hast du dich während des Shootings gefühlt?

Ich fühlte mich glücklich und war aufgeregt. Ich habe jeden Augenblick sehr genossen; das lag vor allem an der fantastischen Fotografin! 

06 Wie ging es dir als du deine Fotos zum ersten Mal gesehen hast?

Ich war überrascht. So habe ich mich schon lange nicht gesehen. Frau - Soldatin - Mensch

07 Was bedeutet es Dir Veteran zu sein?

Interessante Frage. Ich glaube, dass ich mir als aktive Soldatin noch nicht soviel Gedanken darüber gemacht habe ebenfalls Veteranin zu sein.

08 Welches wäre für dich die wichtigste Verbesserung in der deutschen Veteranenkultur?

Mehr Unterstützung und Anerkennung für die Kameradinnen und Kameraden. Darüber hinaus wünsche ich mir Einrichtungen, in die Veteraninnen und Veteranen einfach ohne Anmeldung kommen können um Gleichgesinnte zu treffen und Unterstützung zu erhalten.

09 Wie siehst du dich als Soldat in der deutschen Gesellschaft? 

Ich fühle mich geduldet, aber nicht anerkannt und wertgeschätzt.

10 Was würdest du anderen Veteranen sagen, warum Sie dieses Shooting machen sollen?

Erzählt eure eigene individuelle Geschichte in Bildern.

Unser Gespräch während des Shootings habe ich aufgenommen und ich veröffentliche es hier. Zuhören ist ein wichtiger Teil meines Fotoprojektes „Gesichter des Lebens“. Ich schenke den Menschen Zeit und meine volle Aufmerksamkeit . 

Magdalena Gorska fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Magdalena Gorska fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Wir befinden uns inzwischen zum Shooting am Straussee, mitten in der Natur. Es ist still, fast menschenleer und wir machen eine Pause. Wir setzen uns gemeinsam ans Seeufer. „Einsätze nehmen zu, die Dienstbelastung steigt. Daher sollte es "gute Orte" für die Soldaten geben, wenn sie Hilfe benötigen. Veteranenzentren müsste es geben, auch mit zivilen Helfern, so wie in der Art von Frauenhäusern. Wo Du nicht viel erklären musst sondern einfach nur da sein und Hilfe annehmen kannst. Öffentlich, sichtbar in verschiedenen Städten und Orten”. 

 

Wir schauen uns an und müssen nichts sagen, da wir spüren wie diese "guten Orte" sein sollten. 

 

Ich frage Magda: "Warum ist es für dich so wichtig nach Mali zu gehen?" „Ich will meinen Beitrag als Soldatin auch im humanitären Auftrag leisten. Ich möchte außerdem den Kontinent Afrika und seine Menschen kennenlernen“.  

 

Soldatin Magdalena Gorska fotografiert Nikon Z6II und Nikkor Z 85mm F/1: 1,8 S beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Was wünschst du dir für das nächste Jahr Magda? „Ich möchte gesund aus Mali zurückkommen und meine Zufriedenheit auch in meiner neuen beruflichen Aufgabe finden. Das ist schon mega viel“.

 

Magda und ich tauschen uns noch lange über das Thema Afrika aus. Ich gebe Ihr zuletzt noch einige Tipps, was sie vielleicht noch mit in Ihr Gepäck für Mali packen kann. Es sind die einfachen Dinge mit denen sie die Herzen der Menschen in Afrika ganz schnell erreichen wird.

 

Viel Glück in Mali, liebe Magda!

Alles Liebe für dich, viel viel Freude in Afrika bei deinem Einsatz und bleib bitte so wie Du bist. 


Es schliesst sich für mich ein weiterer Kreis als Mensch und als Fotografin. Beim Fotografieren braucht es Empathie um Menschen zu berühren, zu verbinden, sichtbar zu machen. Mit meinem fotografischen Blick auf die Menschen, Soldaten, Veteranen gehe ich einen weiteren Schritt. Zu wissen das mein / unser Projekt "Gesichter des Lebens" dabei wächst, macht mich stolz, da ich die Menschen liebe und gerne fotografiere.

 

Veteran sein heisst auch: Mensch sein. Sehen-Spüren-Fühlen. "Gesichter des Lebens" versucht dies sichtbar zu machen.

 

Ich möchte Danke sagen, an meine Herzensmenschen die mich unterstützen und tragen und mir immer wieder Tipps geben zu meinem Fotoprojekt. Danke an meinem geliebten Lebenspartner und an meinem Sohn der mich auf die Veteranen aufmerksam gemacht hat. Ein dickes Danke nach Kenia an meine liebste Freundin Iris die sich verantwortlich zeichnet für die Texte. Danke an meine liebste Freundin Edda, die mich immer stärkt und mich unterstützt. Danke an Simone und Heike meine Fotografinnen Gang und wunderbare Freundinnen und Frauen. 

 

Lasst uns weiterhin bitte die Gelegenheiten nutzen, ein Stückchen "besser" zu werden, Prioritäten anders zu setzen, unseren Mitmenschen mit Rücksicht und Liebe zu begegnen und bestenfalls die eigenen Bedürfnisse ein klein wenig zurückzustecken ❤️. Es ist schön, wenn Ihr hier mit dabei seit. Danke. 

 

Fotografiert wird mit Nikon Z7II und dem Nikkor Z 50mm F/1,2S und Nikon Z6II und dem Nikkor Z 85mm f/1.8S.

„Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.“

Hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, ich freue mich darauf. Danke!

Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Susanne (Montag, 13 Dezember 2021 10:06)

    Liebe Daniela ich verfolge Ihr Projekt seit dem Start und ich muss sagen ich bin so begeistert.
    Sie bringen mich mit Ihren Fotos zum lachen, lächeln aber auch weinen. Ihre Fotografie ist so voller Intensität und gleichzeitig Leben was mich so tief berührt.
    Danke für das was Sie tun, mit diesen Fotos heute von Frau Gorska bringen Sie so viel Freude ins Leben das ich mich auf ganz ganz viele weitere Shootings freue. Dieses sehen, hören und lesen - Verbindung aller Sinne die wir haben ist einmalig. Ich hoffe das Sie viele weitere Unterstützer für das Projekt finden. Fühlen Sie sich umarmt, Susanne aus München.

  • #2

    Eva (Mittwoch, 05 Januar 2022 08:43)

    Da sind zwei einfühlsame, starke und kluge Frauen im Gespräch und ich möchte am liebsten die Tonaufnahme mir sofort wieder anhören. Ich stelle mir vor wie es wäre zusammen zu pilgern, wie viel Weisheit und Inspiration mir auf dem Weg begegnen würde. Gemeinsam gehen, hören, sehen, fühlen, essen, schlafen, wachsen, vertrauen, Menschsein mit allen Sinnen verstehen und annehmen.

  • #3

    Eva (Mittwoch, 05 Januar 2022 09:14)

    Am 5. April ist International Day of Conscience (Internationaler Tag des Gewissens). Da wäre doch toll wenn Gespräche wie dieses Interview in der Öffentlichkeit statt finden würden.

  • #4

    Daniela Skrzypczak (Mittwoch, 05 Januar 2022 16:28)

    Liebe Eva,
    ich danke dir für deine Kommentare und die Ideen die Du auf den Weg dazu gebracht hast.
    Und das Gute das Gespräch kann man ja immer und immer wieder hören.
    Danke sagt Daniela