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Veteran Steffi Schenke

Der Deutscher BundeswehrVerband (DBwV) richtete Ende September eine Tagung für Soldatinnen aus, hier treffe ich Steffi Schenke (vorher durfte ich bereits Insa Eckert fotografieren) zu einem weiteren Fotoshooting für mein Fotoprojekt „Gesichter des Lebens“. Steffi ist Mensch, Frau, Soldat und Veteran. 

Zu Beginn unseres Fotoshootings weist Steffi mich darauf hin, dass sie gerne wie ihre Kameradin Insa als Soldat und Veteran angesprochen werden möchte. Es macht für sie keinen Unterschied, ob ein Soldat Frau oder Mann ist. Beim Shooting und in unserem Gespräch vergesse ich dies jedoch öfter und spreche sie als Soldatin an :-). 

 

Steffi Schenke, Hauptfeldwebel und Rettungsassistentin war 2009 das erste Mal im Bundeswehr- Einsatz. Im Jahre 2011 versah sie sechs Monate Dienst in Kunduz und 2014 war sie in Masar-e Scharif stationiert.

Veteran Steffi Schenke beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Der Heimatdienst in Deutschland ist für Steffi gefühlt eine Lehrzeit und der Einsatz in Kriegsgebiet als Soldat ist das Meisterstück. Mit 21 Jahren war sie über ihren ersten Einsatz stolz wie Bolle. Sie hatte dieses gute Gefühl „richtig zu dienen“ erzählt mir Steffi. „Geschaffen – gemacht, um in den Einsatz zu gehen“.

 

Steffi ist sehr stolz darauf Soldat zu sein aber auch heute sagen zu können, „ich bin mehr als Soldat und Veteran“.

Im Laufe ihrer psychischen Folgeerscheinungen der Auslandseinsätze hat sie gelernt „das es andere Dinge gibt glücklich und gleichzeitig Soldat zu sein“ sagt sie. "Mein Beruf Soldat ist meine Berufung und das 24/7“. 

 

Während des Shootings blitzt manchmal die feminine Steffi auf. Ihr vorsichtiges Lächeln verrät ihre feinfühlige und sensible Natur. Schön auch diese Facette von Steffi bildlich festzuhalten.  

Veteran Steffi Schenke fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S

Steffi litt nach ihrem Afghanistan-Einsatz unter Panikattacken. Nach einer langwierigen Behandlungszeit geht es ihr inzwischen besser. Sie hat ihre psychische Erkrankung angenommen: „ Das ist ein Teil von mir. Die Person die ich jetzt bin finde ich gut!“

Steffi spricht auch über Achtsamkeit und die kleinen Dinge des Lebens. Ihre feinfühlige Art äußert sich deutlich. „Ich bin nicht mehr der Krieger!“ Sie umschreibt sich als Frau, Tochter, Ehefrau und Mädchen. Sie mag sich so wie sie jetzt ist. 

 

„Ich bin jetzt seit Jahren an PTBS erkrankt und habe durch viele Krankenhausaufenthalte, Seminare und Veranstaltungen auch viele andere einsatzgeschädigte Soldaten kennengelernt.  Dabei habe ich auch festgestellt das Frauen sich oft leichter eingestehen dass etwas körperlich und seelisch hakt. Solche Problematik gehen Frauen schneller an. So wie ich es eben auch getan habe“. 

 

„Bei meinem Beruf als Rettungsassistentin hat man das Gefühl, etwas Gutes zu tun für die Menschen; da zu sein, Hoffnung in Momenten der Not zu geben. Das ist ein großartiges Gefühl und man lernt das Leben mehr zu schätzen. Es ist dieses Bewusstsein, was mir auch die Lebensfreude schenkt - trotz meiner Erkrankung!“

 

Um viel mehr von Steffi zu erfahren, hört dazu gerne mit ins Interview zum Shooting hier auf der Website. 

fotografiert Nikon Z7II + Z6II Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S + Nikkor Z 85mm 1,8 S

01 Gesichter des Lebens ... was fällt Dir als Erstes dabei ein, wenn Du diese Worte hörst?

Charakteristische Gesichter, denen man ansieht, dass sie eine harte Zeit hinter sich haben oder evtl. sogar körperlich gezeichnet sind. 

02 Beschreibe dich mit drei Worten bitte

Loyal, dickköpfig, gefühlsstark 

03 Was ist für dich in deinem Leben das Wichtigste?

Meine Familie. Eltern, Geschwister, Freunde, Lebenspartner 

04 Wie bist du zu dem Shooting gekommen und hast du (zu Beginn des Shootings) Zweifel gehabt?

Der DBwV hat mich angesprochen, ob ich das Shooting mit machen würde. Ziemlich spontan. Ich habe immer Zweifel vor Menschen mit Kameras. Natürlich allgemein gegenüber, mir fremden Menschen bin ich sehr vorsichtig. Die Anspannung hat sich aber schnell gelegt. 

05 Wie hast du dich während des Shootings gefühlt?

Anfänglich angespannt, abwartend, vorsichtig, nervös und im Shooting entspannter und lockerer. 

06 Wie ging es dir als du deine Fotos zum ersten Mal gesehen hast?

Ich habe mich sehr gefreut, dass ich nun solche tollen Fotos in Uniform habe. Das Feedback aus meinem Umfeld, war auch sehr gut. 

07 Was bedeutet es Dir Veteran zu sein?

Ich bin stolz Soldat zu sein und kann mir mein Leben ohne Uniform nicht vorstellen. 

08 Welches wäre für dich die wichtigste Verbesserung in der deutschen Veteranenkultur?

Erstmal brauchen wir einen Veteranentag!

09 Wie siehst du dich als Soldat in der deutschen Gesellschaft? 

Ich habe oft das Gefühl, dass das zwei Leben sind. Ich habe die Bevölkerung im Rahmen der Amtshilfe schon sehr dankbar, freundlich gesehen. Sie haben uns Soldaten umsorgt und für uns gesorgt. Aber das vergisst die Gesellschaft schnell wieder. Wir sind uninteressant, so lange hier Frieden (keine Notlagen) ist. 

10 Was würdest du anderen Veteranen sagen, warum Sie dieses Shooting machen sollen?

Natürlich erstmal wegen den schönen Fotos ;-). 

"Gesichter des Lebens" ist ein ganz tolles Format und jeder könnte sich glücklich schätzen ein Teil davon zu sein. 

Unser Gespräch während des Shootings habe ich aufgenommen und ich veröffentliche es hier. Zuhören ist ein wichtiger Teil meines Fotoprojektes „Gesichter des Lebens“. Ich schenke den Menschen Zeit und meine volle Aufmerksamkeit . 

Veteran Steffi Schenke fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Mir ist wichtig meine Fotoshootings zu „Gesichter des Lebens“ in der Öffentlichkeit durchzuführen, um in Kontakt zu anderen Menschen zu kommen. Genau dies geschieht. Ein Mann kommt auf Steffi zu und fragt: "Was ist dies für eine Uniform; so eine ähnliche hatte meine Oma?" Steffi lächelt und ich spüre ihre Freude. Leider habe ich vergessen mir ein Modell Release von ihm unterschreiben zu lassen, dass ich die Fotos leider jetzt nicht veröffentlichen kann :-(. 

Veteran Steffi Schenke fotografiert Nikon Z7II und Nikkor Z 50mm F/1: 1,2 S beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Veteran Steffi Schenke fotografiert Nikon Z6II und Nikkor Z 85mm F/1: 1,8 S beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Es ist mein Lieblingsfoto von Steffi. Voller Stolz und gleichzeitig diese Vorsichtigkeit in ihrem Blick.

Über ihre Einsatzerlebnisse sprechen traumatisierte Soldaten allgemein ungern. Nicht mit Zivilisten aber oft auch nicht mit engsten Angehörigen. Einerseits wollen sie damit die Liebsten schonen, andererseits gehen sie davon aus, dass höchstens ein Kamerad ihr Leid verstehen und nachvollziehen kann. Angehörige fühlen sich dann oftmals von einem wichtigen Lebensbereich ausgeschlossen. 

 

Mit diesem Wissen bin ich dankbar und glücklich dieses offene vertraute Shooting und Gespräch führen zu dürfen. Hier porträtiere ich einen starken Menschen der vielen anderen Veteranen Mut macht und Hilfe schenkt. 

Steffi danke für diese Momente, unser Kennenlernen, unser gemeinsames Lachen und das Du Teil von "Gesichter des Lebens" bist.

 

Beim Schreiben dieses Artikels habe ich wieder ein paar kleine Tränen in den Augen. Da Steffi mir vertraut, ihre Zeit schenkt und während des Shooting's von ihrer seelischen Einsatzschädigung spricht. Liebe Steffi danke für dieses tiefe Vertrauen! Mehr muss für mich als Fotografin und Frau nicht.


Es schliesst sich für mich ein weiterer Kreis als Mensch und als Fotografin. Beim Fotografieren braucht es Empathie um Menschen zu berühren, zu verbinden, sichtbar zu machen. Mit meinem fotografischen Blick auf die Menschen, Veteranen gehe ich einen weiteren Schritt. Zu wissen das mein neues Projekt "Gesichter des Lebens" dabei wächst, macht mich stolz, da ich die Menschen liebe und gerne fotografiere.

 

Veteran sein heisst auch: Mensch sein. Sehen-Spüren-Fühlen. "Gesichter des Lebens" versucht dies sichtbar zu machen.

 

Ich möchte noch Danke sagen, an meine Herzensmenschen die mich unterstützen und tragen und mir immer wieder Tipps geben zu meinem Fotoprojekt. Danke an meinem geliebten Lebenspartner und an meinem Sohn der mich auf die Veteranen aufmerksam gemacht hat. Ein dickes Danke nach Kenia an meine liebste Freundin Iris die mich textlich unterstützt. Danke an Simone und Heike meine Fotografinnen Gang und wunderbare Freunde und Frauen. 

 

Lasst uns weiterhin bitte die Gelegenheiten nutzen, ein Stückchen "besser" zu werden, Prioritäten anders zu setzen, unseren Mitmenschen mit Rücksicht und Liebe zu begegnen und bestenfalls die eigenen Bedürfnisse ein klein wenig zurückzustecken ❤️. Es ist schön, wenn Ihr hier mit dabei seit. Danke. 

 

Fotografiert wird mit Nikon Z7II und dem Nikkor Z 50mm F/1,2S und Nikon Z6II und dem Nikkor Z 85mm f/1.8S.

„Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.“

Hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, ich freue mich darauf. Danke!

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Kommentare: 5
  • #1

    Silke (Sonntag, 17 Oktober 2021 15:05)

    Hallo Daniela,
    was für ein tolles Portraits danke. Habe mir nun die Seite komplett angeschaut und ganz ehrlich ich habe nicht gewusst das die Menschen so gar keine Wertschätzung erhalten.
    Danke das Du sie sichtbar machst.
    Liebe Grüsse Silke

  • #2

    Franz Meier (Sonntag, 17 Oktober 2021 17:45)

    Sehr geehrte Frau Skrzypczak,
    ich möchte mich bei Ihnen für Ihre Arbeit bedanken - die Fotos rühren an und lassen einen innehalten. Die Worte lassen einen still werden und das Gehörte lässt einen nachdenklich werden.
    Danke für Ihre wertvolle Arbeit und ich wünschen Ihnen von Herzen das die Bundeswehr dieses Projekt wahrnimmt. Ich habe lange nicht solche einfühlsame Fotografie gesehen.
    Danke sagt Ihnen Franz Meier

  • #3

    Insa Eckert (Montag, 18 Oktober 2021 07:18)

    Ich möchte Steffi an dieser Stelle danken, die mich von Zeit zu Zeit aus meinem Versteck holt und mir ein Stück weit hilft meine PTBS anzuerkennen. Danke Steffi ❤ Du bist mein Vorbild im Umgang mit dieser Erkrankung und ich bewundere deine Stärke. Du bist toll!
    Liebe Grüße, Insa

  • #4

    Daniela Skrzypczak (Montag, 18 Oktober 2021 10:23)

    Ich sage jetzt mal so herzliche Danke ... danke Insa, danke Herr Meier, danke Silke.
    Die Hauptakteure des Projektes sind aber die Menschen wie Steffi, wie Insa, wie Dirk ....
    Schön das ihr hier seit.
    Daniela

  • #5

    Günter Zwafink (Freitag, 08 September 2023 17:23)

    Ich bin 1975 an einer Malaria Impfung bei der Bundeswehr erkrankt, ich würde gerne mit Ihnen telefonieren um einige Fragen zum Invictus Games zu besprechen.
    Um ein Rückruf wäre ich sehr Dankbar. Meine Telefonnummer ; 0175 6631715
    oder Mail : guenter.zwafink@t-online.de
    Vielen Dank für Ihre Mühe. Günter Zwafink Veilchenweg 3 56766 Ulmen Eifel