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Generalleutnant Markus Laubenthal

Ich stehe hier vor dem Ehrenmal der Bundeswehr mit meinen Kameras in der Hand. Ich kann euch erzählen, dass die in dieser Woche Höchstleistungen vollbracht haben. Rechts von mir stehen in Uniform 135 Soldatinnen und Soldaten. Ich lerne Oberst Peter Haupt, den Referatsleiter für Reservisten beim Ministerium kennen, unterhalte mich mit Marcel Bohnert, dem stellvertretenden Bundesvorsitzende des Deutschen BundeswehrVerbandes und dem ehemaligen Staatssekretär Peter Tauber.

 

Vorne vor der Truppe redet der Mann, denn ich heute porträtieren möchte und redet von einer tollen Leistung, spricht von Gedenken und Verlust eines Menschen und wendet sich an die anwesenden Angehörigen der gefallenen Kameraden. Mehr erfahrt ihr über dieses Antreten und dem Marsch zum Gedenken. Im Anschluss verschwindet er mit weiteren Rednern im Dunkel des Ehrenmals und legt für die verstorbenen Kameradinnen und Kameraden einen Kranz nieder.

Er wirkt konzentriert und bedächtig. Man sieht ihm an, dass er sehr bewegt ist, als er langsam die Halle verlässt. Ihr werdet wissen, dass ich im Bundesministerium der Verteidigung im Bendlerblock bin. Und ihr könnt euch denken, dass es um einen Verantwortlichen des Ministeriums geht. Aber wartet bitte etwas ab, bis er sich selbst vorstellt. Denn nach dem Antreten und dem Gedenken, geht es vorher noch zu einem kleinen Empfang für die Marschierenden und den Angehörigen, bevor wir uns zum heutigen Shooting zurückziehen.

 

„Ich bin Generalleutnant Markus Laubenthal, ich bin der Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr. Sozusagen in der militärischen Hierarchie die Nummer 2.“ Na, jetzt seid ihr sprachlos, oder? 

Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr
Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr bei "Gesichter des Lebens"
Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

General Laubenthal hatte ich 2022, beim Tag der offenen Ministerien kennen gelernt. Ich habe dort die ersten Fotos von ihm "schießen" dürfen und mittlerweile ist eine feste Unterstützung für unser Projekt entstanden. Sei es die Übernahme der Schirmherrschaft zur Ausstellung im Landtag NRW oder die Hilfe bei der Realisierung des Bildbandes zu den Invictus Games, General Laubenthal war an unserer Seite und half, wo es möglich war. Und jetzt sitzt er vor mir und wir unterhalten uns über sein Leben als Mensch und Soldat.

 

Bereits während des Shootings hat er mir erste Details aus seinem interessanten Leben erzählt. Und wenn ihr am Anfang gut zugehört habt, sagte ich, dass er früher ein richtig cooler Typ war. Ich muss es korrigieren, denn cool ist er immer noch, wenn ich das über den stellvertretenden Generalinspekteur sagen darf. 

Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Zuerst reden wir über seine beruflichen Anfänge. Mit Müllfahren hat er seinen Lebensunterhalt nach dem Abitur bestreitet. Seine Laufbahn bei der Bundeswehr begann wie viele junge Männer als Grundwehrdienstleistender. „Ich bin kein Mensch, der die Katze im Sack kauft,“ erklärt er den Beginn seines Soldatenlebens. „Ich wollte das, was ich tue, wie sagt man, fühlen, schmecken, anfassen - ich muss davon überzeugt sein.“ Somit erklärt sich auch, warum Herr Laubenthal zuerst als Wehrpflichtiger seine Karriere begonnen hat. Er verpflichtete sich dann sehr früh, um, wie er selbst sagt, „das süße Leben finanzieren zu können“ für einen Kurzdienst von zwei Jahren, der besser bezahlt wurde als die Wehrpflicht. So richtig hört sich das für mich noch nicht nach Berufung an, sondern nach finanzieller Absicherung.

Das es ihm dann doch irgendwann gefallen hat, was er gefühlt, geschmeckt oder angefasst hat, brauche ich euch wohl nicht zu erklären, denn heute sitzt er ja als zweitranghöchster Soldat vor mir.

 

Der Wunsch Offizier zu werden, kam durch das Erleben der Gemeinschaft, durch die Möglichkeit mit einem eigenen Team Aufgaben zu erfüllen. Und dann bekomme ich erklärt, was den Soldatenberuf ausmacht. Die Erwartungen der Vorgesetzten, die Veränderung durch die Auslandseinsätze, die Entbehrungen innerhalb der Familien und die Gefahr am scharfen Ende des Soldat sein. Und wie wichtig dabei der Vorgesetzte ist, das Führen von Menschen, um vorgegebene Ziele zu erreichen. „Sie zeigen ja mit Gesichter des Lebens, was dieser Beruf mit Menschen macht,“ sagt mein Gegenüber. Ziele vorgeben und das Vertrauen in die Untergebenen, dass sie selbst Wege finden, um diese Ziele zu erreichen, waren General Laubenthal wichtig und je höher er Aufstieg, desto größer konnte er diese Spanne werden lassen. Und so wurde aus dem Soldat Laubenthal, der Kompaniechef, dann der Bataillonskommandeur und später der Divisionskommandeur.

Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Auf seinem Weg zum stv. GI, so kürzt man das ganze bei der Bundeswehr ab, ist Laubenthal auch zweimal im Auslandseinsatz in Afghanistan gewesen. Ich fragte ihn, was ihn dort vor allem geprägt hat. „Es waren zwei Dinge. Erstens die Dankbarkeit der Menschen, dass wir da waren und was wir für sie getan haben .… Und das Zweite, war das scharfe Ende, mit den Konsequenzen, die es hat, mit den Verwundeten, den Gefallenen und den Traumatisierten, die es bis heute gibt!“. Laubenthal kommt jetzt richtig ins Reden, ich spüre, wie ihn die Erfahrungen bis heute beschäftigen und welchen Nutzen, er heute in seiner Aufgabe daraus zieht.

Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Markus Laubenthal, stellvertetender Generalinspekteur der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

 

Mich interessiert natürlich auch, wie Familie Laubenthal mit seinem Beruf umgeht. Es überrascht mich nicht, dass auch hier diskutiert wird, Abwesenheiten immer zu Gesprächen führt und die Sorge zu Hause nicht anders ist, wie bei jedem Soldaten auf der Welt, auch wenn nach 30 Ehejahren ein Partner Notwendigkeiten besser einschätzen kann.

 

Ihr fragt euch bestimmt, wie ich Herrn Laubenthal solche Fragen stellen kann. Mir machen Dienstgraden nichts aus, ich kann sie ja noch nicht mal auseinanderhalten, denn der Mensch und seine Geschichte steht für mich im Vordergrund. Der Mensch in der Uniform ist es, der mich interessiert und somit auch sein Leben außerhalb seines Berufes.

Das nicht jede Partnerschaft eines Soldaten auf Dauer hält, musste auch Herr Laubenthal in jungen Jahren erleben. Grund der Trennung war die Wiedervereinigung. „Das hat etwas mit mir gemacht, weil ich ja 8 Jahre sozusagen an der innerdeutschen Grenze die westliche Welt verteidigt habe und dann plötzlich stehen Menschen auf der Mauer und an den Übergängen kommen die Trabbis durch.“ Dies gab seiner Aufgabe einen Sinn und er ist am 03. Oktober mit seiner damaligen Lebensgefährtin nach Berlin gefahren. Emotional, mit Tränen in den Augen hat er diesen Tag erlebt, kurz darauf den Antrag zum Berufssoldaten gestellt und eine Stelle als Jugendoffizier in Schwerin angenommen. Ich spüre seine Nachdenklichkeit in der Stimme. Hat es sich gelohnt, war es das wirklich Wert, habe ich es bereut? Diese Fragen gehen dabei vielleicht durch seinen Kopf. Aber wir wissen, dass wir darauf keine Antwort bekommen, denn wir müssen täglich Entscheidungen treffen und uns für einen Weg entscheiden Im Leben.

Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Soldaten tragen ja Orden und Ehrenzeichen. Im Verlauf des Gesprächs wollte ich von Herrn Laubenthal wissen, welches der Wichtigste für ihn ist. „Das Feedback meiner Untergebenen ist Auszeichnung genug, das ist viel mehr Wert, als jeder andere Orden sein könnte!“

Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Er ist wirklich ein cooler, menschlicher Typ.

 

Somit ist auch nicht überraschend, was ihm am Gegenüber wichtig ist. Ehrlichkeit, Loyalität und Leidenschaft sind die drei Eigenschaften, die er bei Menschen schätzt.

 

Was macht eigentlich ein Herr Laubenthal privat? Eigentlich nicht viel. Der abendliche Spaziergang, das Wochenende bzw. der Samstag gehört der Familie und im Urlaub werden sicherheitspolitische oder militärhistorische Bücher gelesen.

 

Ich erfahre noch, dass er gerne kocht. „Lerne, solange du lernen kannst, … mach das Beste daraus und folge deinem Herzen und deinem Bauchgefühl … folge deiner Neugier!“ was für Empfehlungen zum Schluss.

Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Meine ❤️Bilder von Herrn Laubenthal ... die ich bereits vor dem Shooting so im Kopf hatte.

Mit dem Licht und mit der Perspektive. 

Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"
Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

 Um viel mehr von Herrn Laubenthal zu erfahren,

hört dazu gerne das Interview zum Shooting hier auf der Website. 

Unser Gespräch während des Shootings habe ich aufgenommen und ich veröffentliche es hier. Zuhören ist ein wichtiger Teil unseres Fotoprojektes „Gesichter des Lebens“. Ich schenke den Menschen Zeit und meine volle Aufmerksamkeit . 

Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr beim Fotoshooting "Gesichter des Lebens"

Mir bleibt nur Danke zu sagen für dieses Shooting, dieses Gespräch und für die wertvolle Zeit mit einem coolen Typ und einem interessanten Menschen. Ihr solltet, nein ihr müsst euch 26 Minuten Zeit nehmen und euch dieses Interview einfach gerne anhören.


Es schliesst sich für mich ein weiterer Kreis als Mensch und als Fotografin. Beim Fotografieren braucht es Empathie um Menschen zu berühren, zu verbinden, sichtbar zu machen. Mit meinem fotografischen Blick auf die Menschen, Soldaten, Veteranen und ihren Wegbegleitern gehe ich weitere Schritte. Zu wissen das unser Projekt "Gesichter des Lebens" dabei wächst, macht mich stolz, da ich Menschen liebe und gerne fotografiere.

 

Soldat und Veteran sein heisst auch: Mensch sein. Sehen-Spüren-Fühlen. "Gesichter des Lebens" versucht dies sichtbar zu machen. Auch hier in unserem neuen BILDBAND

 

Ein dickes Danke an Jürgen der sich verantwortlich zeichnet für den Text.

Ich möchte Danke sagen, an meine Herzensmenschen die mich unterstützen und tragen. Danke an meinem geliebten Lebenspartner und an meinem Sohn. Danke an meine liebste Freundin Edda, die mich immer stärkt und mich unterstützt.

Es ist schön, wenn Ihr hier mit dabei seit. Danke ❤️. 

 

Fotografiert wird mit Nikon Z7II und dem Nikkor Z 50mm F/1,2S und Nikon Z6II und dem Nikkor Z 85mm f/1.8S.

„Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.“

Unseren neuen Gesichter des Lebens Invictus Games Bildband als Geschenkedition.

Hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, ich freue mich darauf. Danke!

Kommentare: 6
  • #6

    Familie Rolke (Samstag, 27 Januar 2024 19:12)

    Ein super klasse Shooting Herr Laubenthal Note 1 mit * ; Getreu unserem Motto "Bleiben Sie so, wie sie sind" ihr alter Spieß mit Familie

  • #5

    Meik R. (Freitag, 26 Januar 2024 14:42)

    Was für ein Portraits, was für Fotos, was für ein Interview.
    Ich bin noch Soldat und habe General Laubenthal einmal auf einer Veranstaltung kennenlernen dürfen. Daniela danke für diese aussergewöhnlichen tiefgründigen Fotos und das Interview ist der Hammer. Menschlich, nah und mit dem gewissen Lächeln. Zuzuhören macht wirklich viel Freude. Die Texte umrunden es perfekt, danke an Jürgen Görlich. Sie haben wirklich ein feines Gefühl dafür. Danke das Sie Daniela und Jürgen das Projekt ins Leben gerufen haben. Hier bekommt der Soldat die Möglichkeit Mensch zu sein, egal ob Mannschafter oder General.
    Danke sagt Meik

  • #4

    Daniela Skrzypczak (Freitag, 26 Januar 2024 11:43)

    Lieber Herr Schulz, lieber Frank W. und Frau Walter,
    haben Sie ganz ganz lieben Dank für Ihre Kommentare es macht mich sehr stolz das meine Fotografie und die Texte von Jürgen so bewegen. Und Herr Laubenthal hat es mir auch sehr einfach gemacht, eine vertrauensvolle lächelnde Atmosphäre beim Shooting aufzubauen �. Danke und ja wir werden alles versuchen das unser Gesichter des Lebens für die Menschen weiter wachsen wird.
    Danke sagt Daniela Skrzypczak

  • #3

    Martina Walter (Donnerstag, 25 Januar 2024 18:00)

    Was für tolle Bilder, die so viel Nähe und Persönlichkeit ausdrücken. Wunderbar. Das, was eine Person "ausmacht" in Fotos aufzufangen ist nicht immer einfach.
    Das Interview ist so toll das man es immer wieder anhören mag, ein Mensch der das was er tut liebt.
    Hier ist es toll gelungen und eine Freude zu sehen, zu lesen und zu hören.
    Obwohl ich nichts mit der Bundeswehr zu tun habe.
    Ich wünsche Ihnen für Ihr Projekt alles Gute und hoffe das es die Menschen weiter sichtbar macht.
    Herzliche Grüsse Martina Walter

  • #2

    Frank W. (Donnerstag, 25 Januar 2024 13:42)

    Was für unglaubliche Fotos und danke für das Interview.
    Ich denke viele Kameraden werden positiv von unserem General Laubenthal überrascht sein.
    Sie habe eine ganz besondere Gabe Menschen zu sehen. Danke.
    Herzlichst Frank W.

  • #1

    Clemens Schulz (Donnerstag, 25 Januar 2024 12:26)

    Liebe Frau Skrzypczak,
    meine Hochachtung vor ihrer fotografischen Arbeit und diesem menschlichen Interview.
    Ganz ehrlich ich habe so etwas mit Generalitäten noch nie gehört, sie schaffen es, den Mensch zu zeigen. Danke sehr und ich wünsche Ihnen und Jürgen Görlich weiterhin viel Erfolg mit Gesichter des Lebens. Sie geben den Menschen, Soldaten meinen Kameraden Mut und ein Gesicht.
    Herzlich Clemens Schulz