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Generalleutnant Alfons Mais

Das Heer - mit über 61.000 Soldaten, davon über 4.100 Soldatinnen die größte Teilstreitkraft (abgekürzt TSK) in der Bundeswehr. Ihr fragt euch jetzt sicher, was ist eine Teilstreitkraft? Die Bundeswehr als Streitkraft ist nun in drei Teile aufgeteilt. Dies sind neben dem Heer noch die Luftwaffe und die Marine.

Daneben gibt es noch die Organisationseinheiten Streitkräftebasis, Sanitätsdienst und den Cyber- und Informationsbereich. Diese sechs Bereiche sind es, die den Körper der Bundeswehr ausmachen. An der Spitze steht immer ein Inspekteur und über zwei dieser hohen Offiziere habe ich ja bereits berichtet. Herr Schelleis, Inspekteur der Streitkräftebasis, ist bereits ein „Gesichter des Lebens“ und Herr Baumgärtner, Inspekteur des Sanitätsdienstes, ist einer unserer wichtigen Paten. Und heute bin ich, wie ihr euch denken könnt beim Heer, genauer gesagt, beim Kommando Heer in Strausberg, vor den Toren Berlins.

 

Wer unser Projekt intensiv verfolgt, wird bemerkt haben, dass ich hier mit Magdalena Gorska bereits ein tolles Shooting durchgeführt habe. Und heute bin ich wieder hier und freue mich über mein nächstes interessantes Treffen. Lasst euch überraschen, wer heute vor meinen Kameras ist, wobei ich ja bereits einiges verraten habe.

Alfons Mais, Generalleutnant und Inspekteur des Heeres beim Gesichter des Lebens Shooting

„Mein Name ist Alfons Mais, Generalleutnant und Inspekteur des Heeres,“ stellt sich mein Gegenüber vor. Lachende, blitzende Augen schauen mich an und seine Stimme klingt tief und ruhig, irgendwie so stell ich mir auch den höchsten Soldaten des Heeres vor. Wir heißen uns gegenseitig willkommen und ich bin froh, dass Herr Mais an unseren "Grossen Tisch" unseres Projektes Platz genommen hat.

Alfons Mais, Generalleutnant und Inspekteur des Heeres beim Gesichter des Lebens Shooting
Alfons Mais, Generalleutnant und Inspekteur des Heeres beim Gesichter des Lebens Shooting

In Vorbereitung des Shooting und des Interviews, ist für mich immer auch der Lebenslauf des Menschen den ich porträtiere von großem Interesse. So geht es mir hier auch. Daher frage ich Herrn Mais nach seinem Studium, denn ganz viele Offiziere haben den Einstieg als Student bei der Bundeswehr gewählt. Aber Herr Mais erklärte mir, dass er eigentlich lieber Hubschrauberpilot geworden wäre und gar nicht studieren wollte.

 

Fliegen war ein Traum, den er verwirklichen wollte. Aber dafür ist nun mal bei der Bundeswehr ein Studium notwendig. Der Ingenieur oder der Pädagoge schied bei ihm aus Interessenlage aus. Somit ist er bei WOB gelandet, übersetzt Wirtschafts- und Organisationswissenschaft. Erst im Anschluss konnte er sich der Fliegerei widmen und Hubschrauberpilot bei den Heeresfliegern werden. 

Alfons Mais, Generalleutnant und Inspekteur des Heeres beim Gesichter des Lebens Shooting
Alfons Mais, Generalleutnant und Inspekteur des Heeres beim Gesichter des Lebens Shooting
Alfons Mais, Generalleutnant und Inspekteur des Heeres beim Gesichter des Lebens Shooting

Falls ihr im Interview die ein oder andere Abkürzung hört, hier kurz nur noch mal erklärt, Ch 53 oder UH-1D oder PAH BO 105 sind Hubschraubertypen, die in der Bundeswehr genutzt wurden und werden und A13 oder A12 sind Besoldungseinstufungen bei Beamten und Soldaten. Für Offiziere ist dann noch der Generals-/Admiralsstabslehrgang ein wichtiger Meilenstein in seiner Karriere. Dort werden die Offiziere an der Führungsakademie auf zukünftige Verwendungen als militärische Führer oder Berater auf taktischer, operativer und strategischer Ebene oder im politischen Umfeld vorbereitet. Aber nun zurück zu meinem Gesprächspartner, der mir erklärte, dass sein letzter Hubschrauberflug im September 2014 auf einer BO 105 stattgefunden hat.

Alfons Mais, Generalleutnant und Inspekteur des Heeres beim Gesichter des Lebens Shooting
Alfons Mais, Generalleutnant und Inspekteur des Heeres beim Gesichter des Lebens Shooting

Aber wieso kommt ein Mensch dazu Pilot zu werden, wieso dann in einem Hubschrauber und nicht in einem Flugzeug. Fasziniert habe ich mir die Geschichte des Inspekteurs des Heers angehört. Seine Kindheit und die Nähe zum Krankenhaus, die Prägung seiner Großväter und die Alternativen, falls sein Wunsch nicht in Erfüllung geht, müsst ihr euch einfach von ihm persönlich unser Interview anhören. Ihr werdet genauso gefesselt sein, wie ich. Lachen musste ich über den Satz: „… der Drittwunsch war dann Fallschirmjäger. Kann ich heute gar nicht mehr nachvollziehen, Entschuldigung. … man fragt sich, warum Menschen aus funktionierenden Flugzeugen springen.“ Er muss darüber selber lachen und wünscht allen Fallschirmjägern ein Glück ab verbunden mit viel Anerkennung für deren Leistung.

Alfons Mais, Generalleutnant und Inspekteur des Heeres beim Gesichter des Lebens Shooting

Mein ❤️Bild von Herrn Mais ...dieser freche Blick, wie von einem kleinen Jungen und dabei schwärmt er vom fliegen. 

Alfons Mais, Generalleutnant und Inspekteur des Heeres beim Gesichter des Lebens Shooting

Ihr könnt euch vorstellen, dass der Weg zum Inspekteur einer Teilstreitkraft lang und abwechslungsreich ist. So war es bei meinem Shooting Partner auch.

 

Fünf Einsätze vom Kosovo bis nach Afghanistan in den unterschiedlichen Aufgaben haben ihn geprägt und professionalisiert.

„Was mich am meisten geprägt hat, war in meinem letzten Einsatz, wenn man in Bagram auf der Ram steht und tote Kameraden verabschiedet. Dass habe ich fünfmal erleben müssen,“ sagte er mit trauriger Stimme. Auch wenn kein deutscher Kamerad dabei gewesen ist, war es doch einschneidend für sein weiteres Leben.

Hoffnung macht mir vor allem die Aussage zu den Kameraden, die mit einer Bürde und Last nach Hause gekommen sind und für ihn neben Dankbarkeit eine Veränderung seiner Sichtweise auf die Dinge gegeben haben. Ich muss mich nach diesem Statement bei Herrn Mais bedanken, denn ich weiß, wie wichtig Akzeptanz und Unterstützung gerade für die verwundeten Kameraden sind. Und davon ist das Heer natürlich stark betroffen. Denn es ist die ja die größte Teilstreitkraft mit ca. 62.000 Soldatinnen und Soldaten.

 

Apropos Soldatinnen, im Heer liegt der Anteil weiblicher Uniformträger bei 7 - 8 %. Auch sonst ist das Heer mit seinem großen Anteil an Mannschaftsdienstgraden und Zeitsoldaten schon etwas anders strukturiert als der Rest der Bundeswehr.

 

„Das sind die Menschen im Heer, das Heer wird durch Menschen ausgemacht. Das ist ganz wichtig,“ sagt Herr Mais stolz über seine Truppe. Ihr kennt mich mittlerweile, natürlich muss ich wissen warum es nur 7 - 8 % sind und welchen Dienstgrad sie bisher erreicht haben. Das mit dem Dienstgrad ist recht plausible. Da erst 2003 die ersten Frauen ins Heer gekommen sind, können sie gerade mal erst Oberstleutnant und Bataillonskommandeur sein und so ist es auch in der Realität. Das der Frauenanteil so gering ist, bedauert Herr Mais sehr. Sein Ziel die 15% - Marke zu erreichen, scheint in weiter Ferne. Es gibt einfach zu wenige Frauen, die sich für die Kampftruppe interessieren. Oft ist der Sport ein Eingangstor für sie, um den oft körperlich anstrengenden Weg zu gehen. Hier fällt mir Nathalie ein, die daneben auch von Schwierigkeiten bei der Betreuung und Unterstützung berichtete.

Alfons Mais, Generalleutnant und Inspekteur des Heeres beim Gesichter des Lebens Shooting

Die Reaktion von Herrn Mais zeigt deutlich, dass er genau weiß, wo der Schuh drückt und er sich mit den Gleichstellungsbeauftragten auch bemüht, Schwachstellen aufzudecken und Verbesserungen zu erwirken, aber bei vielen Dingen fehlen die Mechanismen, um effektiv helfen zu können. Alleinerziehende Elternteile oder Soldatenehen sind immer wieder Herausforderungen und erfordern strategisches Denken. 

Alfons Mais, Generalleutnant und Inspekteur des Heeres beim Gesichter des Lebens Shooting

Für „Gesichter des Lebens“ ist es wichtig, dass genau solche Punkte in einem Interview neben den persönlichen Dingen besprochen werden, wenn man die einmalige Chance hat, den höchsten Soldaten des Heeres vor sich zu haben.

 

Ich weiß jetzt nicht genau warum, es hat auch nichts mit der Schilderung von Herrn Mais zu tun, aber irgendwie muss ich nach diesem doch sehr schwierigen Thema die Frage stellen: „Sind sie kritikfähig?“ Seine Antwort ist überraschend. „Meine Frau würde behaupten, ich bin nicht kritikfähig! Das ist eine Behauptung, die weise ich kategorisch von mir!“ sagt er mit einem Lächeln.

 

Er erklärt uns im Interview auch, warum er das von sich weist und ganz ehrlich, ich glaube ihm das. Genauso wie ich verstehe, dass sein Job, seine Aufgabe, sein Leben gerade doch fremdbestimmt wird. Er ist 24/7 gebunden, das Wochenende lässt es einfach nicht zu, abzuschalten und Urlaub muss schon so sein, dass das Handy aus ist und man einfach mal nicht erreichbar ist. Und trotzdem spüre ich bei Ihm Gelassenheit, Menschlichkeit und eine innere Ruhe. Diese Ausstrahlung braucht es, um eine solche Aufgabe zu bewältigen.

Alfons Mais, Generalleutnant und Inspekteur des Heeres beim Gesichter des Lebens Shooting

„Loyalität, Freundschaft, Offenheit“ das sind die Charaktere, die ein Herr Mais schätzt. Bei Freundschaften ist es schwierig, sie mit 15 Umzügen aufrechtzuerhalten. Daher ist er glücklich, dass er die Freundschaft, also die Liebe seines Lebens geheiratet hat und mit ihr glücklich durch die Welt geht.

 

Zuletzt gehen wir noch mal zurück in den Bundeswehralltag. Das Heer hat ein Buch „Überleben“ herausgebracht -

Versehrte im Heer zwischen Pflichtgefühl, Angst und Hoffnung“. Es war eine Idee von Herrn Mais, die ihm bei den Invictus Games 20/22 in den Haag gekommen ist und er ist stolz vor allem auf die Umsetzung durch seine Leute.

 

Ich bin froh, dass ich Herrn Mais auf der AFCEA - einer Fachausstellung für die Bundeswehr angesprochen habe und er sich bereit erklärt hat, zu unserem Shooting & Interview. 

 Um viel mehr von Herrn Mais zu erfahren,

hört dazu gerne das Interview zum Shooting hier auf der Website. 

Unser Gespräch während des Shootings habe ich aufgenommen und ich veröffentliche es hier. Zuhören ist ein wichtiger Teil unseres Fotoprojektes „Gesichter des Lebens“. Ich schenke den Menschen Zeit und meine volle Aufmerksamkeit . 

Alfons Mais, Generalleutnant und Inspekteur des Heeres beim Gesichter des Lebens Shooting

Mir bleibt nur Danke zu sagen für dieses Shooting, dieses Gespräch und für die wertvolle Zeit mit einem super interessanten MenschenDanke Herr Mais für die Möglichkeit und euch allen viel Spaß beim Schauen, Lesen und Hören.


Es schliesst sich für mich ein weiterer Kreis als Mensch und als Fotografin. Beim Fotografieren braucht es Empathie um Menschen zu berühren, zu verbinden, sichtbar zu machen. Mit meinem fotografischen Blick auf die Menschen, Soldaten, Veteranen und ihren Wegbegleitern gehe ich weitere Schritte. Zu wissen das unser Projekt "Gesichter des Lebens" dabei wächst, macht mich stolz, da ich Menschen liebe und gerne fotografiere.

 

Soldat und Veteran sein heisst auch: Mensch sein. Sehen-Spüren-Fühlen. "Gesichter des Lebens" versucht dies sichtbar zu machen. Auch hier in unserem neuen BILDBAND

 

Ein dickes Danke an Jürgen der sich verantwortlich zeichnet für den Text.

Ich möchte Danke sagen, an meine Herzensmenschen die mich unterstützen und tragen. Danke an meinem geliebten Lebenspartner und an meinem Sohn. Danke an meine liebste Freundin Edda, die mich immer stärkt und mich unterstützt.

Es ist schön, wenn Ihr hier mit dabei seit. Danke ❤️. 

 

Fotografiert wird mit Nikon Z7II und dem Nikkor Z 50mm F/1,2S und Nikon Z6II und dem Nikkor Z 85mm f/1.8S.

„Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.“

Unseren neuen Gesichter des Lebens Invictus Games Bildband als Geschenkedition.

Hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, ich freue mich darauf. Danke!

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Kommentare: 1
  • #1

    M. Schirmer (Donnerstag, 11 April 2024 11:10)

    Was für tolle Bilder, die so viel Nähe und Persönlichkeit ausdrücken. Ganz so, wie ich Herrn Mais kennen lernen konnte. Wunderbar. Das, was eine Person "ausmacht" in Fotografie zu zeigen ist nicht immer einfach. Hier ist es toll gelungen und eine Freude zu sehen und hören. Danke an Herr Görlich für diese Texte, es macht grosse Freude zu den Fotos zu lesen.
    Danke sagt M. Schirmer